Inselhopping und Elbe aufwärts
Törnvorbereitung:
Eigentlich sollte es zu den Scilly Islands gehen. Doch die Coronalage ließ uns den Plan verwerfen. Wir überlegten im März, wohin wir stattdessen segeln könnten. Es geisterte schon länger in unseren Köpfen, unsere Asgaard nochmal besser auszurüsten. Elektrische Ankerwinsch und neue Navigation sollten es werden. Also nahmen wir Kontakt mit unserem Bootsbauer in Wedel auf. Schnell wurde alles konkret. Eine Ankerwinde Quick DP2E 1000 mit Fernbedienung und Kettenzählwerk sowie ein Raymarine Axiom 9+ und Raymarine 800 AIS-Transceiver wurden bestellt. Neues Kartenmaterial wurde auch angeschafft. Wir beschäftigten uns an den Abenden mit unserer Route. Wir wollten die Ostfriesischen Inseln und Helgoland besuchen und uns auch diese Inseln anschauen. Die niederländischen Inseln kannten wir schon recht gut, sodass diese nur als Zwischenstopp dienen sollten. Um tidenunabhängig die Häfen anlaufen zu können war der Plan, schnell über Vlieland nach Borkum zu segeln und danach noch Norderney und Helgoland anzulaufen, um über Cuxhaven nach Wedel zu fahren. Einmal verschoben wir noch den Starttermin um einen Monat, da die Häfen in Niedersachsen coronabedingt keine Übernachtungen von Passanten zuließen. Als das Startdatum feststand, setzten wir uns noch mit dem Tidenkalender auseinander. Die Inseln sowie die Elbe sollten natürlich so angelaufen und verlassen werden, dass der Gezeitenstrom mitlief. Außerdem studierten wir die Möglichkeiten, Seewetter zu empfangen und besorgten uns alle Block- und Hafenfunkkanäle und auch die Wetterprognosen, die allerdings nicht wirklich stabil waren.
Im Heimathafen Dintelmond sorgen wir für Proviant (vorsorglich für 8 Tage), Diesel und Frischwasser und machen das Schiff sicherheitstechnisch für die Nordsee klar. Sorgeleinen werden gespannt, die Rettungswesten gecheckt, die Rettungsinsel unter der Heckklappe verstaut, Rettungsringe, Wurfleine und Rettungslicht zum Auswerfen am Heckkorb befestigt. Im Salon und in den Kojen zurren wir alle Schapps fest, verstauen alles, was lose ist.
Tag 1 Dintelmond – Collijnsplaat 23,8 nm
Aus dem ersten Segeltag wurde mangels Wind ein Motortag. Wir steuerten den Hafen Collijnsplaat an, weil wir dort Freunde treffen wollen, die wir wegen der Coronabeschränkungen schon länger nicht gesehen hatten. Obgleich das Stück über die Oosterschelde nicht allzu weit ist, brechen wir früh auf, um die Gezeit mitzunehmen. In nicht mal 6 Stunden sind wir am Ziel. Bis zum frühen Abend tauschen wir dann bei Kaffee und Kuchen die vielen Erlebnisse aus, die wir jeweils in den vergangenen Monaten hatten. Wie es beinahe bei uns schon Gewohnheit ist, kochen wir am Abend eine Riesenportion Makkaroni mit Hackfleisch-Gemüse-Sauce und mit Käse überbacken. Ein Teil davon wird immer gleich am Abend vertilgt. Der Rest in einer großen Tupperdose gut verstaut zum Aufwärmen vorbereitet.
Tag 2 / Tag 3 Collijnsplaat – Vlieland 157,8 nm
Am Montag um 06.25 Uhr geht es dann richtig los. Oder besser gesagt um 08.15 Uhr, als wir aus der Roompotschleuse auf die Nordsee fahren. Seit beinahe einem Jahr waren wir nicht mehr auf „offener See“ und jetzt liegen viele Seemeilen vor uns. Wir freuen uns schon sehr darauf. Bis zum frühen Nachmittag können wir bei mäßigen Winden recht gut segeln, machen dann aber doch später den Motor an. Gerade zu dieser Zeit steuert ein Boot der Niederländischen Küstenwache auf uns zu. Vom Schlauchboot aus fragen die Kollegen, ob alles bei uns an Bord gesund ist. Es kommt dann aber doch keiner von Ihnen an Bord, sondern sie lassen sich die Papiere so zeigen. Personalausweise und Bootspapiere. Eigentumsnachweis, Mehrwertsteuernachweis in Form vom ersten Kaufvertrag, Frequenzzuteilungsurkunde – alles gut übersichtlich sortiert, keinerlei Beanstandungen. Es gibt vom Beamten ein großes Lob für den Skipper. Nach einem weiteren kurzen Segelversuch, der wegen des fehlenden Windes dann doch abgebrochen wird, kreuzen wir nach vorheriger Anmeldung per VHF den Maasmond auf der vorgegebenen Passageroute für kleine Boote. Ab 18 Uhr kommt wieder so viel Wind auf, dass wir Segel setzen und in den Abend und die Nacht hinein segeln können. Wir müssen zwar kreuzen, aber in den Zeiten, wenn der Strom mitsetzt geht dies perfekt. Wenn wir, wie auf diesem Törn vorgesehen, nur eine Nacht fahren möchten, dann bleiben wir beide durchgehend wach. Wir schlafen dann den Tag über entweder oben an Bord oder unten im Salon abwechselnd ein wenig. Ansonsten sind 36 Stunden Wachsein eigentlich auch kein Problem. Der Wind pustet die ganze Nacht hindurch mit 3 Bft., frischt am Morgen kurz auf 4 Bft. auf um dann erneut in die 3 zurück zu gehen und am frühen Nachmittag dann schließlich ganz einzuschlafen. Für uns heißt das ein gleichmäßiger, ruhiger Kreuzkurs mit großen Schlägen an Ijmuiden vorbei, dann entlang der Insel Texel. Leider müssen wir ab 13 Uhr mit Motor weiterfahren, da der Wind nicht ausreicht. Um 19.35 machen wir an einem Kopfsteiger im Hafen von Vlieland fest. Der Hafen ist mächtig voll und wir liegen im Päckchen. Trotzdem ist es am Abend erstaunlich ruhig. Alle genießen die Inselruhe und verhalten sich selbst entsprechend leise. Schnell flitzen wir zu einem Imbiss um Kibbeling mit Pommes Frites zu essen. Seeluft macht hungrig. Da der Plan ist, am kommenden Morgen früh auszulaufen, bleibt nur Zeit für einen kurzen Abendspaziergang rund um den Hafen. Unser erster großer Schlag auf der Nordsee verlief entspannt und brachte viel Segelfreude. Die Asgaard fuhr wie gewohnt auch mit kleinem Vorsegel sehr schnell und zog auch bei schwächeren Winden perfekt an.
Tag 4 Vlieland – Borkum 77 nm
Am nächsten Morgen legen wir um 06.30 Uhr ab. Es waren wechselnde Windstärken zwischen 3,5 und über Tag auch schon mal nur 1 Bft. angesagt. Daher nutzen wir schon mal die erste Tide und segeln zuerst entlang der Insel Terschelling. Zum besseren Vorankommen wechseln wir von der High Aspect Fock auf die große Kevlar-Genua, müssen aber trotzdem in der Mittagszeit ein wenig den Motor anwerfen. Als wir Ameland querab haben, segeln wir weiter in Richtung Ansteuerung Huibergat. Bis dahin sind es allerdings noch einige Seemeilen und daher wird es fünf Uhr, bis wir dort einfahren. Wir haben berechnet, dass wir ausreichend Wasser unter dem Kiel haben. Trotzdem haben wir genau die Papierkarte und unseren Plotter im Blick und halten uns am Ende des Huibergats exakt ganz nah an den rotweißen Fahrwassertonnen. Die letzte Tonne vor der Einfahrt ins Randzelgat ist auf der Papierkarte anders eingezeichnet als es der Plotter vorgibt. Wir entscheiden uns, der gerade upgedateten Plotterkarte zu folgen und dabei ganz genau den Tiefenmesser im Auge zu behalten. Es klappt sehr gut und wir passieren die wirklich sehr flache Flachstelle. Auf dem letzten Stück vor Borkum nehmen wir den Motor mit dazu, um gegen den Gezeitenstrom der Emsmündung anzukommen. Vor der Fischerbalje holen wir die Segel ein. Als Zweiter im Päckchen legen wir an der Brücke 1 N des WSV Burkana auf Borkum an.
Tag 5 Hafentag Borkum
Unseren ersten Hafentag verbringen wir mit einer Busfahrt in den Ort, mit leckerem Matjesbrötchen und dem bekannten Milchreis in einer Strandbude und mit viel Entspannung am Strand. Das Wasser ist zwar ziemlich kalt, trotzdem schwimmen wir vom Strand in Richtung der Robbenbank und können die Tiere ganz nah beobachten. Natürlich kaufen wir auch vor der Rückfahrt zum Hafen noch frischen Fisch für unseren Grill. Einen nachmittäglichen Kaffee und ein frisch gezapftes Bier genießen wir im Café Burkana, das mit seinen Strandkorb-Tischen urgemütlich ist.
Tag 6 Borkum – Norderney 46,3 nm
Die rund 40 Seemeilen zwischen Borkum und Norderney nehmen wir ab acht Uhr in Angriff. Der Wind bläst mit 3-4 später auch 4-5 Bft. schon um einiges kräftiger als an den vergangenen Tagen. Wir sind daher mit der High Aspect Fock gut ausgestattet. Auf der Fahrt Richtung Ansteuerung Norderney haben wir dann allerdings gleich zweimal unvorhergesehene Ereignisse. Zuerst löst sich eine Segellatte, die jedoch noch gerade eben gehalten wird. Wir holen das Groß soweit herunter, dass wir die Latte wieder einschieben und mit dem Klettband gut befestigen können. Dabei binden wir auch gleich ein Reff ein. Wenig später rauscht plötzlich bei schneller Fahrt die Großschot aus. Ein Achtknoten hatte sich gelöst. Also schnell das Groß herunter, den Baum ins Cockpit geholt und die Schot wieder befestigt. Zum Glück haben wir ja genügend Zeit und Seereum, so dass uns die Zwischenfälle keine Probleme machen. Durch den Schluchter steuern wir Norderney an. Wieder geht es über Flachstellen, die jedoch auch wegen der ausreichend hohen Tide kein besonderes Manövrieren erfordern. Durch das recht lange Fahrwasser fahren wir entlang der Strände von Norderney und bergen die Segel nach 45,2 Seemeilen im Hafenkanal. In einer Box finden wir einen sehr gut geschützten Platz.
Tag 7 Hafentag Norderney
Da wir bereits um 16 Uhr festliegen, haben wir sowohl den Nachmittag als auch den folgenden Tag Zeit die Insel, die wir noch nicht kennen, zu erforschen. Auch hier steht der Strand mit seinen tollen Strandbuden und Cafés auf dem Plan, das Badehaus und der Kurpark, die Inselkirche und die Einkaufsstraßen. Wir schlendern lange durch die Gassen und lassen uns vom Charme der alten Häuser einfangen. Es gibt hier viele besondere Geschäfte vom Süßigkeitenladen bis zur Kunstgalerie oder den Geschenkeläden. Im Supermarkt findet der Skipper ein auf der Insel gebrautes helles Bier, das am Abend zu Backfisch mit Kartoffelsalat hervorragend schmeckt.
Tag 8 Norderney – Helgoland 47,2 nm
Bei der Ausfahrt im Fahrwasser Norderney erwartet uns gleich im Dove Gat mit Windstärke 5-6 eine unangenehme hohe Welle. Die Asgaard lässt sich recht schwer steuern und wir entscheiden, das Groß zu bergen und nur mit der High Aspect weiterzufahren. Eine gute Entscheidung, denn der Wind frischt dann auch auf 6 Bft. auf. Wir queren die Jade/Weser Mündung und setzen als Wegepunkt die Ansteuerung von Helgoland ab. Plötzlich empfangen wir ein Mayday eines Schiffes mit Wassereinbruch. Wir checken die angegebene Position, sind aber zu weit entfernt. Außerdem nimmt auch zeitgleich eine Segelyacht Enjoy Kontakt zum gefährdeten Schiff auf und kündigt an, dass sie dorthin fährt. Es zeigt sich, dass das Schiff doch noch segeln kann und der Wassereinbruch nur gering ist. Die Enjoy begleitet das Schiff bis zu einem Hafen am Festland. Erst nach 15 Uhr flaut der Wind soweit ab, dass wir das Groß erneut setzen können. Zwei Stunden später erreichen wir nach ruhigerem Segeln die Ansteuerung Helgoland. Wir holen zuerst das Vorsegel und später das Großsegel ein und fahren in den Hafen ein. Überrascht stellen wir fest, dass hier echt wenig los ist. Im Südhafen gegenüber dem Wassersportclub machen wir am Längssteiger fest. Wohlgemerkt nicht im Päckchen, sondern als einziges Schiff. Wir sind 47 Seemeilen gesegelt, anfangs mit gewissen Herausforderungen durch Wind und Seegang, aber alles in allem wie immer mit perfekter Performance der Asgaard.
Tag 9 Hafentag Helgoland
Auch auf unserer vierten Insel legen wir einen Hafentag ein. Hier waren wir ja bereits einmal, aber es gibt trotzdem auch immer etwas Neues zu entdecken. Die lange Anna gehört zum Pflichtprogramm aber auch sonst legen wir hier eine sehr große Strecke mit Fußmärschen zurück und lassen uns von der Natur beeindrucken. Um allen klassischen Klischees gerecht zu werden gibt es im Duty Free Shop für den Skipper eine Flasche Bordwhisky und eine Flasche Heimwhisky und für die Co-Skipperin ein Parfum.
Tag 10 Helgoland – Cuxhaven 36,6 nm
Unser 10. Tag erfordert einen nächtlichen Aufbruch. Wir möchten mit der einlaufenden Tide in die Elbemündung fahren. Daher starten wir um 03.30 Uhr. Der NNW-Wind weht mit 3-4 Bft. Wir setzen einen Bullenstander und kommen sehr gut voran. Um 07.25 Uhr queren wir die Außenelbe und halten uns entlang der grünen Fahrwassertonnen. Zwei 400-Meter Containerschiffe überholen uns und kommen natürlich dabei ganz nah. Sehr beeindruckend. Nach 36 Segelmeilen holen wir vor der Hafeneinfahrt die Segel ein und geben bei der Einfahrt ins Hafenbecken von Cuxhaven ordentlich Gas um dem starken Querstrom Rechnung zu tragen. Da wir schon vor 10 Uhr in einer Box liegen, haben wir viel Zeit, das schöne Cuxhaven zu besichtigen. Wir schlendern über die Piers und Promenaden der „Alten Liebe“ und die Gassen des Lotsenviertels. Dass es auch hier wieder frischen Fisch vom Grill gibt, versteht sich von selbst.
Tag 11 Cuxhaven – Wedel 46,1 nm
Auf der Elbe wären wir gern mehr gesegelt, aber zum Start haben wir noch leichten Gegenstrom und wären nicht gut genug vorangekommen und am Nachmittag flaut dann der Wind auf 1-2 Bft. ab. So sind es gesamt nur 11 Seemeilen, die wir auf dem breiten Strom segeln. Neben den großen Container-Riesen und anderen Frachtschiffen ist auch an Land immer etwas zu sehen. Dazu kommt das Mithören eines Notfalls auf dem Stück zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel. Hier ist ein ganzes Stück hinter uns, also stromabwärts ein Segelboot, welches wohl eine grüne Betonnung geschnibbelt hatte, auf eine Buhne aufgelaufen. Es hängt dort fest, ist allerdings zum Glück nicht sehr beschädigt und macht wohl auch kein Wasser. Ein Rettungsboot macht sich schnell auf den Weg. Die Großschiffer lassen im Vorbeifahren den ein oder andern dummen Spruch los von wegen „Unterwasserschiff gut zu streichen“ oder „Da wird jetzt kein Glas mehr auf dem Tisch stehen“. Wir hören nach kurzer Zeit, dass das Schiff abgeschleppt werden kann. Das Hören des Blockkanals dient hier also nicht nurunserer Sicherheit, sondern auch der Unterhaltung. Am frühen Nachmittag laufen wir im Zielhafen Wedel ein. Beim Hafenmeister haben wir zuvor telefonisch nach einer Box gefragt und legen dort an.
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Mehrfache Auszeichnung für Asgaards-Sommertörn 2019
Gold in der Kategorie See beim Fahrtenwettbewerb der Kreuzerabteilung
Arthur Doerwald Preis - für die beste Reise in der Kategorie See mit einem Boot unter 12 Meter Länge
Sieger in der Kategorie Hochsee/See vom Seglerverband Nordrhein-Westfalen
Leider konnten die Preise bedingt durch die Coroma-Pandemie nicht persönlich übergeben werden.
Der Reisebericht befindet sich hier unterhalb.
Törn im Englischen Kanal:
Isle of Wight, Alderney und französische Küste
Nautische Unterlagen:
Törnführer: Reeds 2019, North France & Belgium Crusing Companion, Shell Channel Pilot
Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, IMRAY CHART C 8, C 30, C31, Niederländische Seekarten 1801, 1803, 1805, NV Atlas France FR02
Gezeiten: NL-Tides HP33D, NP233 Admiralty Tidal Stream Atlas Dover Strait,
Törnvorbereitung:
Auf der Boot Düsseldorf deckten wir uns mit neuen Seekarten und nautischen Reiseführern ein. Ziel waren die Kanalinseln. Über die Isle of Wight sollte es hin gehen und zurück über die französische Küste. An mehreren Abenden studierten wir die Seekarten und guckten, welche Häfen mit unserem Tiefgang von 1,70 m ca. 3 Stunden vor bis 3 Stunden nach Hochwasser anzulaufen wären und wo das Boot nicht trocken fallen würde. Außerdem beschäftigten wir uns intensiv mit den Strömungsverhältnisse in englischen Kanal. Schließlich stellten wir noch einen Proviantplan auf, der es uns erlauben sollte, mehrere Tage ohne Einkaufsmöglichkeit auszukommen. Als Notration waren auch zwei 5-Liter Kanister stilles Quellwassser an Bord. Ca. 4 Wochen vor Törnbeginn starteten wir mit den Einkäufen. Die letzten frischen Lebensmittel kauften wir am Mittwoch vor dem Törnbeginn in den Niederlanden.
Dintelmond – Portsmouth 256.6 nm
256,6 Seemeilen, 49 Stunden – eine stolze Statistik für unseren ersten großen Schlag des Sommertörns. Nachdem wir in Dintelmond wie gewohnt alle Sicherheitschecks und ein Update der Karten durchgeführt haben sowie für die kommenden zwei Abendessen einen Maccaroni-Thunfisch-Gemüse-Auflauf vorkochen, ist alles ready to start. Am Donnerstagmorgen geht es los. Sehr früh, um den mitziehenden Strom der Oosterschelde und des Roompot möglichst voll nutzen zu können. Der Wind ist moderat, wir kommen aber gut voran und erreichen um 15 Uhr die Schleuse auf die Nordsee. Mit gutem Speed kreutzen wir durch den Roompot bis Botkill Nord, wo wir eigentlich auf einen ganz langen Weg zum Wegepunkt Ruyingen NW gehen wollen. Das machen wir auch, doch es wird eine besonders lange und besonders langsame Strecke. Der Strom setzt genau gegen an und wir vollziehen einen Kreuzschlag nach dem anderen. Es gibt in der Dunkelheit viele Schiffslichter weiter weg und näher an uns dran. Der Tiefenwasserweg vor dem Windpark ist stark befahren. Unsere Hin- und Herkreuzerei – wahrscheinlich sieht es auf einem Plotter durch den Stromversatz noch unorthodoxer aus – fällt einem Fischer auf. Er fragt auf Kanal 16 (sailing vessel in position …) danach, welche Intention wir hätten, wohin wir denn wollten. Ich bitte ihn auf Kanal 06 und erzähle, dass wir eben genau dort nicht hin kämen, wo wir hin wollten. Er wünscht gute Fahrt und sagt, dass wir gerne jeden Kurs fahren könnten, er würde Rücksicht auf uns nehmen. Bis zum Ende der Nacht haben wir es dann geschafft, Zeebrugge im Kielwasser zu lassen. Die Gezeit kippte dann auch wieder und wir kommen etwas schneller voran. Zur Querung des Kanals werfen wir die Maschine an. Im rechten Winkel tuckern wir die 8 Seemeilen mit zwei kleinen Haken, die wir um zwei kreuzende Schiffe ziehen, unseren Weg. Am Ende der Querung vor CS 4 fällt die Leistung plötzlich rapide ab. Wir haben einen dicken Knäuel Seetang eingefangen. Die Schraube bewegt sich kaum noch. Mit kurzem Vorwärts- und Rückwärtsfahren kommen wir wieder etwas frei, aber nach wenigen Minuten steckt das nächste Knäuel in der Schraube. Wieder hin und zurück, etwas Schub, Rückwärtsgang, wieder etwas Schub und die schlingenden Pflanzen kommen hinten heraus. Wir setzen wieder Segel und fahren mit viel Schub durch den mitschiebenden Strom vorbei an Dover und Dungeness. Der Kurs lässt uns weiter hoch am Wind segeln, auch in der Nacht, als wir Beachy Head passieren. Eine angenehme, äußerst flotte Fahrt. Mit Sonnenaufgang erreichen wir den Windpark vor dem Solent. Zur Einfahrt in den Solent wählen wir den Weg an der Küste entlang. Am Wegepunkt Boulder fahren wir dann zwischen grüner und roter Tonne in den Solent ein. Der Wind frischt auf 5 bft. auf und auf sehr kabbeliger See nehmen wir das Groß weg, um im rege besetzten Fahrgebiet ruhiger manövrieren zu können. Zur Einfahrt nutzen wir den Kanal, der speziell für kleine Schiffe vorgesehen ist. Nach dem Engpasse zwischen Stadtmauer und Tiefwasser-Einfahrt halten wir uns direkt links ab in die Haslar Marina. Hier legen wir am Visitors Pontoon an und rufen den Hafenmeister an. Er weist uns einen Platz in einer Box zu. Der Hafen ist klasse. Plus, plus für die Sanitäranlagen. Vor allem die Duschen im Feuerschiff sind einfach genial, mit Regenwaldeffekt.
Hafentag Portsmouth
Portsmouth ist so vielfältig und bietet so viele interessante Sehenswürdigkeiten, dass sogar zwei Tage eigentlich zu wenig sind. Im ersten Rundgang lassen wir uns über die Seaside Promenade, durch Old Potsmouth und die Gunwharf Quays treiben. In einer urigen Pinte genießen wir Guiness, Fish & Chips und den Blick auf den Spinnaker Tower. Wir schauen uns den alten Hafen an, wundern uns über die Fährstation mitten in der Stadt und schlendern durch die moderne Einkaufswelt in den Quays. Bevor wir mit der kleinen Fähre nach Haslar herüberfahren, schauen wir schon einmal, welche Ticketpakete man für das Historic Dockyard kaufen kann. Wir entscheiden uns für die Kombination aus HMS Victory, HMS Warrior, Hafenrundfahrt und Spinnaker Tower. Dazu gibt es im Dockyard noch Hallen, in denen wir die Darstellung der maritimen Berufe aus historischer Zeit kennenlernen konnten und die Instandsetzung von alten Schiffen anschauen. Da wir bereits vor 10 Uhr starten, ist der Andrang der Touristen noch gering und wir können die attraktiven und wisssenspädagogisch sehr gut aufgemachten Sightseeing-Highlights bestens bestaunen. Auf der Glasplattform in 125 Meter Höhe kribbelen uns die Fußsohlen. Und zwischen all den besonderen Eindrücken der maritimen Geschichte dann wieder leckere Gerichte mit Seafood oder Cheesecake mit Schokolade, Salz und Karamel.
Portsmouth nach Yarmouth 18,2 nm
Gleich nach der Hafenausfahrt setzen wir Segel. Schwache Winde erlauben alle Manöver, so dass wir wendig sind und bestens am Rand des Hafentiefenwasserweges entlangfahren können. Ein kräftiger Strom schiebt uns im Solent. Als etwas langsamer Schmetterling flattern wir an Cowes vorbei. Zwei Frachtschiffe, ein Tanker, einige Fähren und ein Kreuzfahrtschiff begleiten unseren Weg. Da wir ganz am Rand des Fahrwassers fahren, kommen wir uns nicht in die Quere, einmal weicht aber auch eines der Berufsschiffe bewusst aus. Alles in allem eine zwar sehr volle und enge Fahrsituation, aber immer absolut entspannt. Man merkt deutlich, dass die Freizeitkapitäne und die Berufsschiffer es gewöhnt sind, auf kleinem Raum harmonisch zusammen zu fahren. Vor dem Yachthafen Yarmouth funken wir auf 68 und erhalten die Information, dass ein Berth-Master kommt und uns einen Platz zuweist. Eine Fähre legt gerade ab, als wir einlaufen und wir lassen sie zuerst einmal passieren. Wir liegen im Päckchen, können aber Strom anschließen und mit unserem Schlauch Wasser bunkern. Der Ort ist klein, aber äußerst idyllisch mit altem Schloss und alten Häusern. Beeindruckend die Vegetation, vor allem verschiedenste Rosenarten, die teilweise an dem alten Gemäuer der Kirchen und Mini-Häuser hochwachsen. Nach einer köstlichen Pfanne mit Kartoffeln, Lamm und Puter gehen wir noch einmal durchs Dorf und entlang des Flusses spazieren.
Yarmouth nach Alderney 76,5 nm
Diesmal müssen wir erst spät heraus. Am frühen Nachmittag laufen wir aus. Ziel ist es, am kommenden Morgen vor Alderney zu sein. Ein guter Strom zieht uns gleich nach der Hafenausfahrt durch das Fahrwasser The Needles. Wir haben bei moderaten Winden die einmalige Möglichkeit, mit gezielten Kreuzschlägen so nah an das Naturmonument heranzukommen, wie es nur selten gelingt. Kreuzend unter Segeln bei strahlendem Sonnenschein ganz nah an den Kreidefelsen entlang. Und wirklich ist es ungeheuer beeindruckend und imposant, die Felsnadeln einzeln im Wasser stehen zu sehen. Mit Fotos und Videos möchten wir diese Eindrücke bannen und dies gelingt auch ein wenig. Aber eben nicht ganz, denn das Gesamt-Natur-Kunstwerk mit unruhiger See, Wind, Sonne, Wolken und eben den Kreide-Nadeln macht die Einmaligkeit aus. Nun können wir voll und ganz verstehen, weshalb die Durchfahrt ein Traum, ein must do für jede Seglerin und jeden Segler ist. Am Ende der schmalen Passage gehen wir auf Kurs über den Kanal Richtung Alderney. Leider können wir den Kurs nicht ganz halten und machen lange Kreuzschläge. Der quer setzende Strom ist dabei eher hinderlich als hilfreich. Als uns dann schließlich der Wind komplett im Stich lässt, motoren wir 10 Seemeilen. Dann geht es in die Nacht, die vor allem eines bringt: viel Verkehr. Zuerst ein ganzer Pulk von Ost nach West. Einige davon sind sofort bereit, ihren Kurs nach uns zu richten. Lediglich einmal legen wir ein Stück in Schleichfahrt zurück, um ein Schiff passieren zu lassen. Auch die Menge der Schiffe, die aus Casquette Richtung Ost zogen, war zu Beginn gut einzuschätzen und machte uns kein Kopfzerbrechen. Anders, als wir plötzlich einem Konvoi von drei oder vier Militärschiffen begegneten. Unsicherheit über die Anzahl auch deshalb, weil sie keinerlei AIS-signal aussandten und nicht alle Lichter gesetzt hatten. Der in der Mitte fahrende Schlepper und nachher auch einer der beiden begleitenden Zerstörer machten keinerlei Anstalten auszuweichen. Sie funkten aber auch nicht auf 16 oder machten sonst darauf aufmerksam, dass wir uns nicht nähern sollten. Einer der beiden schnellen Schiffe zeigte dann kurz seine Position auf dem AIS – es raste mit rund 20 Knoten auf uns zu und war nicht allzu weit entfernt. Also schnell eine komplette Kursänderung von unserer Seite. So sahen wir den Schlepper und direkt neben ihm ein U-Boot. Eine recht geheime Mission, wie es ausschaut. Wir ließen den Motor auf Grund des fehlenden Winter weiter laufen und führen 9 Seemeilen bis vor Alderney. In Sichtweite der Insel setzten wir noch einmal die Segel. Zügig legten wir die letzten Seemeilen bis zur Ansteuerung der Bucht zurück. Unsere ursprüngliche Idee, direkt nach Guernsey weiterzufahren, verwarfen wir. Es war zu spät, um die gesamte Strecke noch zu schaffen, bevor der Strom kentern würde. Und gegen den starken Strom hätten wir keine Chance. So gleiten wir mit der aufgegangenen Sonne in die Braye Bay, in der die Moorings ausgelegt sind. Es ist sehr voll, aber recht weit vorne finden wir einen der letzten freien Plätze. Die gelben Ankertonnen haben eine eigene Festmacherleine. Zusammen mit unserem Festmacher eine absolut sichere Lage. Nach umfangreichem und gemütlichen Frühstück warten wir auf den Hafenmeister. Er kommt mit seinem Schlauchboot längs, rechnet die Hafengebühren ab und lässt unseren Einklarierungszettel da. Alles äußerst entspannt und fix. Über Funk rufen wir ein Wassertaxi herbei, das uns zum Festland übersetzt. Auf zwei ausgedehnten Spaziergängen erkunden wir einen kleinen Teil der wunderschönen Insel. Crabby Bay, Cambridge Battery, eine alte Wassermühle war leider nicht mehr vorhanden. Der kleine Ort St. Anne, der mitten auf der Insel liegt, hat eine Mini-Fußgängerzone. Im Fischladen erstehen wir äußerst günstig große Cod-Filets. Dazu frischer Salat und das Abendessen ist fertig. Nach der Abendrunde über die Roselle Battery und Bibette Head sitzen wir im Yacht Club und durchforsten das Netz nach verschiedenen Wetterberichten. Der Meteofrance ist am Ende der, auf den wir uns verlassen. Er führt zur Entscheidung, nicht weiter nach St. Peter Port zu fahren. Bei der angesagten Windstärke von 5 Bft. Ist es nicht ratsam, das Race von Alderney mit Wind gegen an zu durchkreuzen. Also Plan B, mit dem Strom nach Cherbourg.
Alderney nach Cherbourg 25,8 nm
Wir starten so, dass wir einen kräftigen Strom mit uns haben. Irgendwie ist es gefühlsmäßig, wie ein kleines Alderney-Race, eben das Race vom Cap de la Hague. Die Kreuzseen erinnern an Stromschnellen in einem Fluss und sind ein wenig unheimlich. Eine wirklich Ehrfurcht einflößende Naturgewalt. Die weitere Fahrt nach Cherbourg ist flott und unkompliziert. Zwischen den Köpfen der westlichen Einfahrt segeln wir in das riesige Vorbecken und bergen die Segel an einer Gefahrentonne. Ein wenig Strecke entlang des Sperrgebietes fürs Militär und wir sind in der weitläufigen Marina. An den Visitors-Steigern kann man sich selbst einen Platz suchen. Eine kleine Wanderung entlang der Häfen, zum Fluss und dann in die Fußgängerzone lassen uns ein wenig vom Charme der Stadt verspüren. Wir besichtigen eine sehr ruhige dunkle, aber äußerst interessante Kirche. Zum Abendessen genießen wir Tapas mit Fischsalat und Käse. Unser Plan für den nächsten Tag: Ein Stück die Küste entlang bis Saint Vaast La Hougue.
Cherbourg nach Saint Vaast La Hougue 30,9 nm
Das Stück waren rund 30 Seemeilen und es war ein tolles Segelerlebnis. Zuerst mit moderaten 4 Bft. aus achterlichen Richtungen. Dann ab dem Point de Barfleur knallige 5 bis 5,5 Bft. und am Ende so hoch ran, dass wir kreuzen müssen. Ein Reff im Groß wird nötig und vereinfacht das Manövrieren. Die Gezeit haben wir von Beginn an auf unserer Seite. Das heißt, dass wir oft mit über 10 Knoten dahinflitzen. An den Caps wird die See wieder einmal kabbelig und nach Barfleur spüren wir deutlich, dass Wind gegen Strom arbeitet. Die Einfahrt nach Saint Vaast ist tricky, denn man muss einen bestimmten Einfahrtswinkel durch das Watt der Insel Tatihou nehmen. Bei einer langen Mole linksherum, sorry backbord drehen und dann durch das recht enge Tor. Das öffnet rund Hochwasser mit 2 Stunden vor und 3 Stunden nach. Die Zeit ist also mehr als ausreichend. Einen schönen Platz finden wir am Besuchersteiger E. Das Dorf ist ein Traum. Aus Natursteinen gebaute kleine Häuser, Blumen wachsen in ungewöhnlicher Pracht. Alles ursprünglich und urgemütlich. Die Seefahrerkapelle lässt Ehrfurcht aufkommen. Wir schlendern fast zwei Stunden herum. Am Abend steuern wir ein Restaurant am Hafen zum opulenten Fischessen an. Als Vorspeise isst der Skipper 6 Austern. In der Bucht ist eine der größten Austernzuchten der französischen Küste angesiedelt.
Saint Vaast La Hougue nach Le Havre 55,5 nm
Die Idee, nach Oisterham zu fahren, funktionierte leider nicht, weil wir es zeitlich nicht hinbekommen hätten, die Schleuse dort pünktlich zu erreichen. So entscheiden wir, direkt über das Seine-Becken einen Kurs nach Le Havre abzusetzen. Zu Beginn gleiten wir eine lange Strecke im Butterfly dahin. Ausgebaut und mit Bullenstander. Als der Wind am späten Nachmittag zwischenzeitlich auf 6 Bft. anzieht, nehmen wir die Genua herunter. Nach Durchquerung eines Reedefeldes nähern wir uns dem Kanal, in dem die großen Seeschiffe nach Le Havre einfahren. Es nähern sich auch gleich zwei – eine MSC und eine COSCO. Beide nehmen Lotsen a Bord und fahren sehr langsam direkt vor uns durch den Tiefenwasser-Einfahrtskanal. Wir queren nach ihnen und nehmen beim ersten Tonnenpärchen die Segel weg. Es krabbelte gut vor der Hafeneinfahrt und an Backbord liegen einige Untiefen. Man muss also sehr genau am Rand des Fahrwassers in der Ansteuerung bleiben. Ganz am Ende, also kurz vor den Molenköpfen, rauscht auch noch eine Fähre an, die im Gegensatz zu den Containerschiffen zuvor mit hohem Speed unterwegs ist. Sie holt uns auch beinahe ein, so dass wir haarscharf vor ihr durch die Einfahrt fahren und gleich an Backbord in den Yachthafen einlaufen. Das Hafenbüro ist bereits geschlossen, daher zaubern wir noch einen schnellen Pfannkuchen und gehen zügig in die Koje. Am nächsten Morgen können wir bezahlen. Ein kleiner Abstecher führt uns zur imposanten Kirche Saint Joseph. Gleich daneben frühstücken wir in einem Straßencafe.
Le Havre nach Fécamp 25,4 nm
Ein kurzer Schlag mit 25 Seemeilen, leider beinahe ohne Wind. Das erste Stück bis Cap D'Antifer können wir mit Groß und Booster ein wenig segeln, aber danach müssen wir den Motor starten und Richtung Fécamp entlang der Küste rattern. Der einzige Vorteil: Wir passieren sozusagen wie ein Kreuzfahrtschiff, nur viel näher dran die Kliffs und besonders schönen Felsformationen von Etretat. Allen voran die 50 Meter hohe so genannte Nadel. O.k. das Pendant auf der anderen Seite des Kanals ist noch eindrucksvoller, aber hier gibt es zusätzlich noch Höhlen zu sehen und durch das Fernglas eine Menge unterschiedlicher Vogelarten. Möwen, Kormorane, Austernfischer und Eissturmvögel. Einige Seemeilen vor Fécamp haben wir plötzlich Seetang in der Schraube. Thomas taucht und holt das Kraut aus der Schraube heraus. Er ist dabei angeseilt, damit die starke Strömung ihn nicht vom Schiff wegzieht. In Fécamp angekommen ist leider keine Box mehr frei und wir legen als 2. in einem Päckchen an, das dann später auf 5 Schiffe anwächst. Von jetzt an wird es mehr und mehr gesellig. Zuerst stellen wir bei der Rückkehr von einer kleinen Wanderung fest, dass unser nächster Päckchen-Nachbar aus Dintelmond kommt. Dann sehen wir am Steg ein Paar vom Bokkerijderrace, Dolores und Norbert und schwätzen lange mit ihnen. Am nächsten Morgen entdeckt Thomas eine Segelfreundin aus Facebook. Sie macht gerade ein Sabbatjahr und ist Richtung Westen unterwegs. Ziel Mittelmehr. Einhand mit einer Optima 101. Sie kommuniziert via Internet mit der Dehler-Gemeinschaft (Facebook Forum Optima 101 / Dehler 34). Ein sehr interessantes Gespräch.
Fécamp nach Dieppe 31,7 nm
Hier ist der Ablauf umgekehrt zum Vortag. Zuerst einige Motormeilen und dann bei 2-3 Bft. Zügig mit Booster und Groß. Wir bleiben auch bei dieser Etappe nah an der Küste und schauen uns die Badeorte, Strände und Klippen an. Einige Schweinswale kreuzen unseren Weg. Wir waren mit 6 Booten in etwa zur gleichen Zeit gestartet, sind aber dadurch, dass wir ausschließlich segeln etwas langsamer voran gekommen. Es reicht aber haargenau, um mit dem letzten Schub der Gezeit bis zu den Molenköpfen zu gelangen. Im Hafen ist erstaunlich viel Platz. Wir hatten uns mit Dolores und Norbert verabredet und freuen uns auf ein leckeres Abendessen mit frischem Seafood.
Hafentag in Dieppe
Weil wir auf Gunda und Christoph warten, mit denen wir uns hier treffen möchten, bleiben wir einen Tag hier. Zuerst geht es zur Tankstelle, 3,4 km Fußmarsch bei ziemlich warmen Temperaturen. Wir erkunden dann noch ein wenig die reizvolle Altstadt mit ihren Einkaufsstraßen, Arkaden und schattigen Plätzen. Der weitläufige Strand ist touristisch sehr überformt. Mit Kinderspielplätzen, Pommes- und Eisbuden oder kleinen Karussells doch zu viel Trubel für uns. Am Abend treffen wir unsere Freunde und erzählen mit ihnen bei einem ausgezeichneten Menue im Restaurant La Port über unsere bisherigen Abenteuer des Törns.
Dieppe nach Boulogne sur Mar 57,9 nm
Am nächsten Morgen legen wir nach späten, ausgedehnten Frühstück nach 10 Uhr ab. Es ist geplant, die Nacht durchzufahren, doch am Abend hören wir im Wetterbericht, den wir dann auch online verifizieren, dass der Wind absolut schwach wird. Gegen den Strom wären wir dann nicht voran gekommen. Wir setzen Kurs auf Boulogne, wo wir spät ankommen. Das Hafenbüro ist noch besetzt. Wir bezahlen, drehen noch eine kleine Runde rund um den Hafen und legen uns früh in die Koje. Am nächsten Morgen wollen wir um 6 Uhr heraus.
Boulogne sur Mar nach Niewpoort 66,3 nm
Unsere erste Aufgabe am frühen Morgen: Die Umrundung von Cap Gris Net. Und das mit sehr viel Wind. Aus dem angekündigten 4er wird schnell ein 5er und dann zeitweise ein 6er. Wir binden ein Reff ein und segelen sehr schnell vom Strom zusätzlich mitgezogen um das Cap. Auch hier spüren wir wieder deutlich die Kraft, die die Gezeitenströme hier haben. Hinter Calais lässt uns erneut der Wind im Stich. Da für den Abend Gewitter angekündigt ist, entscheiden wir, Niewpoort anzusteuern. Auf dem geänderten Kurs können wir sogar wieder die Segel setzen. Der Wind, der uns am Ende der Strecke von Land aus entgegen kommt, ist wie ein äußerst warmer Fön. Auf dem Land ist es tagsüber 29 Grad gewesen und diese heiße Luft strömt nun aufs Meer. Gut festgemacht in einer Hafenbox können der Asgaard die Gewitterböen, die am späten Abend heranrauschen, nichts anhaben. Ein kurzes aber kräftiges Gewitter zog über den Hafen. Nachts weckt uns das Piepen des Barometers. Es war in sehr kurzer Zeit sehr tief gefallen.
Niewpoort nach Collijnsplaat 56,5 nm
Die angepeilte weite Wegstrecke macht ein frühes Auslaufen nötig. Bereits am Ende des Hafenkanals setzen wir Groß und Genua II. Ein stetiger achterlicher Wind mit 4, später 4-5 Bft. sorgt für zügige Fahrt. Mit Bullenstander und ausgebauter Genua flitzen wir dahin. Erst am frühen Nachmittag wird der Wind so schwach, dass wir gegen den inzwischen gekenterten Strom nicht gut ankommen. So motoren wir das letzte Stück zur Roompot-Schleuse. Für das Stück über die Oosterschelde hatten wir den Booster schon bereitgelegt. Da der Wind auch noch einmal gut auffrischt, fliegt die Oosterschelde unter uns nur so durch. Bereits nach nicht einmal 1,5 Stunden machen wir im Hafen von Collijnsplaat in einer Box fest.
Collijnsplaat nach Dintelmond 24,3 nm
Für den Tag war richtig schlechtes Wetter mit viel Wind angesagt. Beim Ablegen und bis zur Krammerschleuse treibt uns anfangs ein 6er und später ein 5er an. Daher segeln wir die ersten Stunden auch nur mit der Genua II. Erst nach der Krammerschleuse, als der Wind auf 3 und später noch darunter geht, können wir das Groß und die Genua setzen. Sehr langsam und gemütlich durchfahren wir den Volkerak. Wir haben ja viel Zeit. Am Nachmittag und Abend wird richtig doll Klarschiff gemacht. Die Asggard ist am Ende wieder salzfrei und glänzt in der untergehenden Abendsonne.
Nautische Unterlagen:
Törnführer: Reeds 2018, North France & Belgium Crusing Companion, Shell Channel Pilot
Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, IMRAY CHART C 8, C 30, C31, Niederländische Seekarten 1801, 1803, 1805, NV Atlas France: FR02
Gezeiten: NL-Tides HP33D, NP233 Admiralty Tidal Stream Atlas Dover Strait,
Törnvorbereitung:
Im April deckten wir uns mit neuen Seekarten und nautischen Reiseführern ein. Ziel waren die Kanalinseln. Über die Französische Küste sollte es hin gehen und zurück über die englische Südküste mit der Isle of Wight. Leider sollte eine Ischialgie des Skippers den Reiseplan über den Haufen werfen. An mehreren Abenden studierten wir die Seekarten und guckten, welche Häfen an der französischen und englischen Südküste mit unserem Tiefgang von 1,70 m ca. 3 Stunden vor bis 3 Stunden nach Hochwasser erreichbar wären und wo das Boot nicht trocken fallen würde. Außerdem beschäftigten wir uns intensiv mit den Strömungsverhältnisse rund um die Kanalinseln. Schließlich stellten wir noch einen Proviantplan auf, der es uns erlauben sollte, mehrere Tage ohne Einkaufsmöglichkeit auszukommen. Ca. 2 Wochen vor Törnbeginn starteten wir mit der Einkaufstour, die letzten frischen Sachen kauften wir am Freitag vor dem Start. Auch unseren Wasservorrat (120 Liter Tank) erweiterten wir mit weiteren 4 Fünf-Literkanistern stilles Trinkwasser.
Tag 1: Dintelmond – Roompot Marina
Vom 07. Juli bis zum 18. Juli führte uns unser Sommertörn vom Heimathafen Dintelmond entlang der belgischen und französischen Küste bis Fécamp und dann über den Kanal nach Eastburne, Dover und zurück in die Oosterschelde. Unser ursprünglicher Reiseplan war es, die Kanalinseln zu erreichen, doch eine böse Ischialgie des Skippers vereitelte diesen Plan. Vor der Reise war Thomas noch bei seinem Orthopäden, der auf Grund des Befundes über eine Nordseereise nicht glücklich war, aber seine Einwilligung gab, sofern wir ihn von unterwegs aus anriefen, wenn die Schmerzen und Lähmungserscheinungen sich verschlimmern würden. So rüsteten wir Lebensmittelvorräte, Getränke und Kleidung für drei Wochen ein und starteten nach ausführlicher Sicherheitseinweisung und kompletten Check des Schiffes um 8.50 Uhr aus Dintelmond. Nach kurzem Schleusen in der Manderssluis fahren wir teils unter Segeln teils unter Maschine über den Volkerak. Gegen Mittag schleusen wir in der Krammersluis und motoren dann Richtung Zeelandbrug. Dort frischt der Wind wieder ein wenig auf, so dass wir bis zur Roompot Marina kreuzen könnenuntergang des Sommerurlaubs genießen wir im Cockpit. Zuvor hatten wir für die ersten beiden Tage auf der Nordsee einen leckeren Maccaroni-Hackfleisch-Auflauf vorgekocht.
Tag 2: Roompot Marina – Oostende
Damit die Gezeit uns aus dem Gat ziehen konnte, starteten wir morgens um 10.45 Uhr bei leichten Winden. Um halb zwölf waren wir auf der Nordsee und fuhren den größten Teil der weiteren Strecke mit Booster und Groß (mit Bullenstander gesichert) im Butterfly. Unsere Wegepunkte waren Botkill Nord und ZC2. Auf der Höhe von Oostende brachen wir die Navigation zum Wegepunkt ab und setzten einen neuen Kurs nach Oostende ab. Ein Weitersegeln war nicht möglich, da die Rückenschmerzen des Skippers wieder schlimmer geworden waren. Im Royal Northsea Yachtclub fanden wir einen Platz als 2. Schiff im Päckchen. Was wir nicht fanden war ein wenig Ruhe, denn der komplette Strand war von Bühnen und Buden eines riesigen Techno-Festivals besetzt. Die ganze Nacht wummerten die Bässe so laut, dass es selbst unter Deck mit geschlossenen Schotts vibrierte und auf die Ohren ging.
Tag 3: Oostende – Boulogne Sur Mer
Nach Ooostende verließen wir recht bald die uns bekannten Gewässer und segelten ab 06.45 Uhr entlang der Belgischen Küste. Die Herausforderung für diesen Tag war das Cap Gris Nez, zu dessen Umrundung wir den Strom unbedingt mit uns haben wollten. Erster Wegepunkt war Ruyingen SW entlang der Flämischen Bänke. Ab 14.30 Uhr führte uns der neue Wegepunkt NS 03 direkt auf das Cap zu. Leider schlief gegen 16.50 der Wind beinahe komplett ein. Daher fuhren wir unter Maschine auf neuem 225 Grad auf Cap Gris Nez zu. Erst kurz vor 18 Uhr füllt der Wind wieder unsere Segel, so dass wir um 19 Uhr das Cap runden. Der neue Kurs geht 230 Grad auf Vergeuer SW. Hier banden wir ein 1. Reff ins Großsegel, weil wir Windstärke 5 erreichten. Nach 21 Uhr frischte der Wind auf 6 Bft. auf. Wir entschlossen uns, Boulogne Sur Mer anzusteuern, da Thomas mir zunehmendem Wind und Seegang immer mehr Probleme bekam. Im Hafen wollten wir am kommenden Tag die Praxis anrufen und um einen Termin für ein Telefonat mit dem Arzt bitten. Der erste neue Hafen auf unserem Törn war bei Strom und Wind nicht ganz leicht in der Ansteuerung, aber nach dem Passieren der Molenköpfe öffnete sich ein Hafenbecken mit gefährlichen Untiefen. Die Einfahrt erfolgte daher genau nach Plotter, auf dem die Flachstellen genau lokalisiert waren. Im letzten Büchsenlicht suchten wir uns eine freie Box und machten dort fest. Anmelden und die Hafengebühr entrichten konnten wir erst am nächsten Morgen.
Tag 4: Hafentag Boulogne Sur Mer
Das Gespräch mit dem Orthopäden ergab nach den beschriebenen Symptomen, dass Thomas in der Folgewoche einen MRT-Termin wahrnehmen sollte. Bis dahin wäre es geraten, möglichst nur tagsüber zu segeln sich in den Häfen immer wieder gut auszuruhen. Daher waren unsere Ausflüge in die angelaufenen Städte auch leider nicht ganz so umfangreich. In Boulogne Sur Mer wanderten wir aber zumindest durch die malerische Altstadt auf dem Berg und entlang der Strandpromenade zum Hafen. Abends schauten wir im Yachtklub das Fußballspiel Frankreich gegen Belgien und Thomas lernte ein ganz besonderes Bier in einem „Schweinchen-Glas“ kennen – Rince Cochon.
Tag 5: Boulogne Sur Mer – Dieppe
Nach unseren Berechnungen sollten wir en Strom bis Dieppe mitlaufen haben, wenn wir gegen 7 Uhr starteten. Sofort nach der Hafenausfahrt setzten wir die Segel und steuerten mit achterlichem Wind aus NNE Richtung direkt den Wegepunkt Dieppe an. In nicht einmal 10 Stunden legten wir 55,5 Seemeilen zurück. Vor der Hafeneinfahrt bargen wir bei sehr unangenehmem Schwell und viel Strömung die Segel und motorten mit hoher Drehzahl zwischen die Molenköpfe. Um 17.55 machten wir mit Einweisung eines Hafenmitarbeiters fest. Am Steg trafen wir zufällig einen Segelkameraden aus unserm Segelklub, der einen längeren Törn entlang der Küste machte. Gemeinsam suchten wir uns ein nettes Restaurant in Hafennähe aus und verbrachten dort einen schönen, gemütlichen Abend mit vielen leckeren französischen Schlemmereien. Die verschiedensten Meeresfrüchte und Fische spielten dabei natürlich eine Hauptrolle. Am nächsten Vormittag schlenderten wir ein wenig durch das Städtchen, besichtigten Saint-Jaques und kauften in einer kleinen Bäckerei Erdbeertörtchen, von denen wir noch heute träumen.
Tag 6: Dieppe – Fécamp
Die 32,7 Meilen waren für uns ein Katzensprung. Wir liefen erst um 10 Uhr aus und setzten Groß und Genua (später Booster) gleich zu Beginn der Fahrt. Mit Kurs 270 Grad glitten wir entlang der Küste und hatten einen wunderbaren Blick auf die Normannische Steilküste. Die Abfahrt war so gewählt, dass wir rechtzeitig mit genug Wasser unter dem Kiel in Fécamp einlaufen konnten. Dies war eine Warnung aus dem Reeds, da ab Windstärke 5 ein Einlaufen nur mit viel Wasser unter dem Kiel angeraten war. Der Platz zwischen den Molenköpfen war nicht weit und sehr viel Schwell erschwerte die Einfahrt. So gaben wir auch hier zur Einfahrt ins Hafenbecken Vollgas. Um 15.50 Uhr lagen wir im Hafen fest und machten uns am Nachmittag auf den Weg zu einer Besichtigung der kleinen Altstadt. Das Palais Bénédictine und die Abteikirche gefielen uns gut, aber auch der Hafen selbst ist sehenswert. Ein besonderes Erlebnis war das Schwimmen in der recht ruppigen Brandung des Kanals. Der Kieselstrand liegt in einer sehr schönen Bucht, so dass man beim Baden nach links auf die Alabasterküste und nach rechts auf die Molenköpfe schaut. Die Molen sind auf einer Holzkonstruktion gebaut, die am Abend so romantisch beleuchtet ist, dass ein Nachtspaziergang sich in jedem Fall lohnt. Einmal an die tollen französischen Menues gewöhnt, suchten wir uns auch hier ein ansprechendes Restaurant und probierten die maritimen Vor- und Hauptgerichte und wie gewohnt die Mousse au Chocolat. Dazu ein trockener Rotwein und später ein Espresso – traumhaft.
Tag 7: Fécamp – Eastbourne
Die eindrucksvolle und kulinarisch reizvolle Küste der Normandie wollten wir eigentlich nicht verlassen, aber ein kleiner Sprung über den Kanal sollte zu unserem Törn dazu gehören. Der begann um 9 Uhr mit dem Setzen der Segel direkt im Hafenbecken. Da viel Wind angesagt war und es in der Kanalmitte meist noch etwas kräftiger bläst, banden wir das 1. Reff ein. Unser Kurs war auf den Wegepunkt Eastbourne abgesetzt. Bei Windstärke 5 und 1 Meter Welle pflügte die Asgaard mit bis zu 7 Knoten Speed bis zum Rand des VTG. Das Trennungsgebiet querten wir mit 340 Grad. Das erste Reff konnten wir herausnehmen, da der Wind ein wenig schwächer wurde. Gegen 18.30 verlassen wir das VTG und gehen auf Kurs Nord. Gegen 20 Uhr haben wir Beachy Head im gleißenden Licht der tief stehenden Abendsonne querab. Dieser wunderschöne Anblick bleibt uns eine ganze Zeit lang erhalten. Die Schleuse in Eastbourne erreichen wir um 21.15 Uhr und um 21.50 Uhr liegen wir fest in einer Box.
Tag 8: Eastbourne - Dover
Um 08.50 Uhr legen wir ab, um die Schleusung um 09.00 Uhr zu erreichen. Die Idee haben ganz viele Skipper und so liegen wir im Schleusenbecken wie in einer Sardinendose. Wir sind die letzten im Pulk und machen vorne an einem anderen Schiff und hinten am Schwimmsteiger fest. Wieder setzen wir schnell die Segel und fahren mit mehreren Kreuzschlägen Richtung Dungeness. Gegen 12.30 Uhr schläft der Wind ein und wir motoren weiter. Von Dungeness setzen wir einen Wegepunkt auf Einfahrt Dover West. Jetzt ziehen wir wieder Groß und Genua hoch und segeln hoch am Wind. Gegen 17.30 Uhr entscheiden wir uns, erneut die Segel zu bergen und die Maschine zu starten. Wir funken Dover Port auf Kanal 74 an und fahren um 17.45 Uhr ein. Danach funken wir auf Kanal 80 die Dover Marina an. Von dort wird uns der Liegeplatz im Tidel Habour zugewiesen. Von unseren Bokkerijder-Races ist uns Dover gut bekannt und so laufen wir ein Stück die Fußgängerzone auf und ab, holen uns eine Portion Fish and Chips und gehen am Abend noch einmal an der Strandpromenade also genauer gesagt am großen Hafenbecken entlang.
Tag 9 und 10: Dover – auf See 51°17,318 N 002°34,398 E – Roompot Marina
Ganz am Ende unseres Törns wollten wir doch noch einmal eine Nacht durchfahren. Dazu starten wir um 12 Uhr, funken zum Verlassen des Hafens Dover Marina und später Dover Port Control an. Wir setzen das Großsegel und fahren unter Maschine und Großsegel mit gesetztem Motorkegel weiter. Der Wind war zu schwach und wir wollten bei CS 4 das VTG queren. Daher fuhren wir auf kürzestem Weg dorthin. Ab 14.20 Uhr frischte der Wind auf, wir setzten die Genua II und kreuzen das VTG mit 135 Grad. Danach gingen wir auf Kurs 90 Grad und kreuzen entlang der französisch-belgischen Küste. Nach 21.25 Uhr geht der Wind extrem zurück und der entgegensetzende Strom lässt und rückwärt treiben. So werfen wir den Motor an und fahren auf Kurs 80 Grad Richtung Cadzand. Gegen 02.30 Uhr am Morgen frischt der Wind leicht auf, das Groß und die Genua II ziehen uns langsam voran. Um 04.30 Uhr ist der Zauber wieder vorbei und die Maschine muss ran. Nächste Etappe. Zum Sonnenaufgang um 06.00 Uhr lässt der schwache Wind erneutes Segeln zu. Die Impressionen sind so schön, dass sie uns beinahe alles Ungemach vergessen lassen. Nach einem erneuten Winddreher gibt es nach 7 Uhr wieder überhaupt keinen Wind mehr. Der Wegepunkt Botkill Nord ist bald erreicht und wir fahren durch das Roompot-Fahrwasser zur Schleuse. Zügig wird um 10.40 geschleust und um 11.25 Uhr machen wir am Gaststeiger der Roompot-Marina fest. Hier können wir am Nachmittag und frühen Abend nach einem erholsamen Mittagsschlaf die Sonne genießen und super in der sehr sauberen Oosterschelde schwimmen.
Tag 11: Roompot-Marina – St. Annaland
Zurück im Heimatrevier haben wir dann richtig viel Wind. Bei Windstärken von 5 später 5-6 Bft. flitzen wir ab 10.00 Uhr Richtung Zeelandbrug. Diese schließt kurz vor unserer Ankunft und wir fahren vor der Brücke mit Maschine hin und her. Nach der Durchfahrt um 11.55 Uhr setzen wir die Genua II und fahren unter Vorsegel im Hauptfahrwasser Richtung Krammersluis. Durch das Krabbenkreek geht’s Richtung St. Annaland. Die Segel bergen wir vor der Hafeneinfahrt. Um 13.45 machen wir in einer Box, die wir zuvor telefonisch reserviert hatten, fest. Auch in diesem komfortablem Hafen kommt sofort das Urlaubsfeeling auf. Wir gehen im großen Supermarkt einkaufen und schwimmen im Hafen, was dort ausdrücklich erlaubt ist.
Tag 12: St. Annaland – Dintelmond
Da der MRT- Termin von Thomas für den Donnerstagmorgen festgelegt worden war, fuhren wir an unserem letzten Urlaubstag um 10 Uhr los und setzen um 10.05 Uhr den 48 Quadratmeter Booster. Durch das Krabbenkreek und das Fahrwasser Oosterschelde segeln wir zur Krammerschleuse. Vor der Schleuse bergen wir das Booster, schleusen und setzen den Booster wieder sofort nach der Schleuse. Der Wind schläft danach immer wieder ein und wir nehmen den Booster mehrmals herunter und setzen ihn wieder. Mit Motor fahren wir schließlich die letzten Seemeilen zum Heimathafen Dintelmond.
Nautische Unterlagen:
Törnführer: Reeds 2017, North France & Belgium Crusing Companion, IMRAY East Coast Pilot, IMRAY North and East Scotland
Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, IMRAY 2000 Suffolk & Essex Coasts, IMRAY CHART C 27, C 24, C29, C 30, C31, Niederländische Seekarten 1801, 1803, 1805
Gezeiten: NL-Tides HP33D, NP233 Admiralty Tidal Stream Atlas Dover Strait, NP249 Admiralty Tidal Stream Atlas Thames Estuary
Tag 1: Dintelmond – Zierikzee 24,7 nm
Mit den letzten Einkäufen von frischen Lebensmitteln schließen wir am Freitagabend die Törnvorbereitungen ab. Die Verproviantierung ist so ausgelegt, dass wir für 4 bis 5 Tage theoretisch auf See kochen könnten. Am Samstag warten wir noch einige heftige Regenschauern ab, bevor wir Richtung Oosterschelde, Roompot aufbrechen. Der Wind bläst kräftig mit 5 bis 6 Bft. und lässt auch nach der Krammersluis nicht nach. Im Gegenteil, vor der Zeelandbrug briest es auf 6 Bft. in Böen auch schon mal 6-7 Bft. auf. Eine knackige Fahrt über die Oosterschelde – das wäre ein schöner Satz für das Logbuch, dachte ich gerade, als es ein lautes, metallisches Geräusch gibt. Der Traveller ist irgendwo eingerastet? Nein, der Block der Großschot war gebrochen. Auf einer Seite zum Glück, so dass die Eisenverbindung nicht ganz abreißt. Schnelle Reaktion – in den Wind gesteuert, Großsegel herunter, Vorsegel ebenfalls runter und Motor an. Da wir gerade an der Hafeneinfahrt von Zierikzee vorbeigefahren sind, machen wir kurzerhand kehrt und laufen in den Hafenkanal ein. Sofort nach dem Anlegen beim WSV Zieriksee radelt Thomas mit dem Fahrrad des Hafenmeisters ins Dorf und kauft beim Yachtladen einen Block. Leider passt dieser nicht 100 Prozent. Daher wird eine Konstruktion mit einem Dyneema Tampen gebastelt. Der provisorische Block ist perfekt, äußerst haltbar und belastbar und auch flexibel drehbar. Unser Liegeplatz direkt am Hafenkanal ist richtig schön, ruhig und trotzdem mit Aussicht. Mit Lachs vom Grill sitzen wir in der lauen Abendluft noch lange im Cockpit.
Tag 2: Zierikzee – auf See 51°44,622´N 002°46,202´E 54,8 nm
Von Zierikzee zur Roompotschleuse segeln wir in zügiger Fahrt. Als ob er schon gewartet hätte öffnet der Schleusenwärter das Tor. Ab geht’s auf die Nordsee. Durch Unrust und Fahrwasser Roompot segeln wir mit bis zu 7 Knoten und kommen bis zum späten Nachmittag schnell voran. Mit dem Kentern des Stroms lässt der Wind komplett nach. Vor der riesigen Windfarm Gebiet Lodeweik starten wir den Motor und bergen die Segel. Wir waren zuvor fast drei Stunden mehr oder weniger nur dahin gedümpelt und trieben mehr und mehr auf den Windpark zu. Für knapp eine Stunde motoren wir um dann vor Einbrechen der Dunkelheit erneut die Segel zu setzen. Die ruhige Fahrt nutzen wir, um einen leckeren Nudelauflauf zu verspeisen. Den Rest davon verputzt der Skipper am nächsten Morgen zum Frühstück. Kurz vor Mitternacht beginnen wir, Nordhinder Junktion zu durchqueren.
Tag 3: auf See 51°44,622´N 002°46,202´E – auf See 53°18,717´N 001°35,070 E 114,7 nm
Wir weichen sicherheitshalber zwei entgegenkommenden Frachtschiffen weiträumig aus. Der Wind kommt nach der großen „Kreuzung“ bereits gut achterlich. Mit Bullenstander gesichert flitzen wir dahin. Ab sechs Uhr mit der ersten Sonne wird das Solarpaneel ausgepackt. Die Efoy war in der Nacht bereits einmal angesprungen und hatte die Batterie ausreichend aufgeladen. Das Energiekonzept funktioniert also effektiv und sicher. Wir können tagsüber bei Bedarf den Pinnenpilot anschalten, so dass theoretisch immer einmal wieder einer von uns beiden die Augen zumachen kann. Das fällt jedoch am ersten Tag noch schwer. So richtig müde ist ja auch noch keiner von uns. Die Küstenverkehrszone vor dem River Wash ist äußerst stark befahren. Fischer, Frachter und ein Militärboot, das auf dem AIS nicht sichtbar ist, fahren nah bei uns vorbei. Das Militärboot scheint zu patrouillieren, zu welchem Zweck können wir nicht in Erfahrung bringen. Auf Kanal 16 gibt es keine Hinweise dazu. Um die Mittagszeit begleiten und lange Zeit Delfine. Zuerst sind es zwei, danach vier Tiere, die recht groß sind und graue Rücken und helle Stellen am Bauch haben. Unser Kurs führt uns derweil immer höher an den Wind heran, der zwischenzeitlich auf bis zu 6 Bft. bläst. Nach dem Passieren von Smith Knoll segeln wir sehr hoch am Wind. Vollständige Flauten wechseln sich mit mäßigen winden von 3-4 Bft. ab. Eine Zeit lang fahren wir auf einem Kreuzkurs, dann dreht der Wind und wir trimmen die Segel auf achterlich. Auch nach Mitternacht lässt der Wind absolut nach.
Tag 4: auf See 53°18,717´N 001°35,070 E – auf See 54°30,320´N 001°04,695 E 92,5 nm
Um kurz vor zwei ist der Wind 0 und wir entscheiden, den Motor für einige Stunden mitlaufen zu lassen. Die Gasfelder, die wir durchfahren, sind mit riesigen Gas-Fördertürmen und –Plattformen übersät. Sie sehen aus wie die großen Walker aus den Starwars-Filmen. Auf vier oder acht Stelzen stehen sie jeweils in Feldern von 3 oder 6 Stück zusammen. Lange Zeit dümpeln wir querab von einer Mini-Stadt auf dem Wasser. 190 Meter lang ist die strahlendhell erleuchtete Plattform. Versorgungsschiffe und Hubschrauber kommen an und fliegen oder fahren wieder weg. Im Licht der aufgehenden Sonne oder auf der bleigrauen, kaum bewegten Meeresoberfläche am Mittag - irgendwie sind die Ungetüme immer unheimlich. An jedem Feld patrouilliert ein Boot. Setzt man den Kurs ein wenig zu sehr auf die Plattformen ab, kommen die Patrouillieboote sofort auf einen zu. Neben den Patrouillieschiffen gibt es auch SAR Boote und Feuerlöschboote, die zwischen den stelzbeinigen Plattformen herumfahren oder einfach nur auf der Stelle treiben und hoffentlich nicht zum Einsatz kommen. Auf der glatten oder nur mit kleinen Wellen gekräuselten Oberfläche entdecken wir vor Mittag den schwarzen Kopf einer Robbe. Jede Menge Seevögel paddeln auf dem Wasser oder fliegen umher. Gegen 16 Uhr passieren wir den letzten der Türme, den Well Head Tower. Wir fahren direkt auf eine dunkle Wolkenwand zu, die schwer nach Regen aussieht. Der Regen kommt und durchnässt uns vollständig. Keine guten Voraussetzungen bei den kühlen Temperaturen. Doch ist ein negatives Ding nicht genug – vor Einbrechen der Dunkelheit geht der Pinnenpilot kaputt. Der Stecker ist scheint’s von der Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen worden. Er lässt sich auch durch Aufschrauben, mit Kriechöl benetzen und andere Versuche nicht mehr reparieren. Für die Nacht nehmen wir das Großsegel weg. Durch den Wegfall des Pinnenpiloten gibt es jetzt keine Ausruhmöglichkeit mehr und wir sind schwer müde.
Tag 5: auf See 54°30,320´N 001°04,695 E – Sunderland Marina 60,5 nm
Am Morgen gegen 5 Uhr lässt sich das Boot kurzzeitig nicht mehr steuern und auf dem Plotter erkennen wir, dass wir in die Gegenrichtung des gewählten Kurses fahren. Ein Netz im Ruderblatt? Eine besondere Strömung, die uns wegtreibt. Es ist so stockdunkel, dass wir überhaupt nichts erkennen können. Es ist wohl doch nichts Besonderes, denn nach wenigen Minuten sind wir wieder auf Kurs. Gegen 6 Uhr sagt der Wetterbericht, dass für den Nachmittag eine Gewitterfront erwartet wird. Wir diskutieren kurz unsere weitere Fahrt und entscheiden uns, dass wir erst einmal das Festland ansteuern. Nach Lektüre der Hafenführer entscheiden wir uns für Sunderland. Den ganzen Morgen kachelt es mit 5-6 Bft. Obwohl wir nur mit dem Vorsegel unterwegs sind, ist es ein absolut anstrengendes Segeln. Am frühen Nachmittag erreichen wir Sunderland. Der Hafen ist einfach und bei jeder Windrichtung- und Geschwindigkeit anzulaufen. Lediglich aus SE kommend sollte man ca. 1-2 nm Abstand von der Küste halten. Hier gibt es, wie auch im Norden der Hafeneinfahrt einige Felsen. Am besten steuert man direkt aus Osten an. Den gestreiften Leuchtturm (ein sehr schönes Exemplar) an Steuerbord liegen lassen. Die Marina befindet sich auf der Steuerbordseite nach einer engen Durchfahrt. Am besten stoppt man an der Tankstelle, wo sich am Ausgangstor eine Gegensprechanlage befindet. Dort meldet sich schnell der Hafenmeister. Auf den Kanälen 80 und 37, die in den Hafenbüchern und im Reeds angegeben sind, erreichten wir niemanden. Die Marina ist 24 Stunden lang geöffnet. Strom und Wasser gibt es an jedem Steiger. Die Duschen sind äußerst sauber, aber sehr einfach. Beim Eingang zu den Sanitäranlagen gibt es ein besonderes Geheimnis zu entdecken – das wollen wir hier aber nicht verraten. Man liegt alles in allem prima. Mit herrlicher Aussicht mitten zwischen Fischerbooten. In wenigen Minuten erreichen wir fußläufig ein riesiges Einkaufszentrum von Tesco. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir schöne Parks und Gärten und besichtigen kurz die St. Peters Church aus dem Jahr 674. Sie steht inmitten einer großen Blumenwiese und man fühlt sich beim Anblick in die Zeit von Robin Hood versetzt. Eine ganz andere architektonische Sehenswürdigkeit ist das National Glass Museum. Leider ist es bereits geschlossen, als wir dort sind. Wer nur eine kleine runde drehen möchte, ist auf dem Sculpture Trail gut aufgehoben, der direkt am Hafen beginnt.
Tag 6: Sunderland Marina – auf See 55°34,324´N 001°32,051 W 42,8 nm
Wir starten gegen Mittag und segeln entlang der Küste. Den Kurs haben wir so abgesetzt, dass wir die Farne Islands an Backbord liegen lassen. Leider ist es bereits dunkel, als wir dort ankommen. Laut Plotterkarte soll ein Floß mit Leuchtmarke noch östlicher als der Leuchtturm Longstone Lighthhouse liegen. Das wäre auch sinnig, denn es gibt östlich der östlichsten Insel noch tückische Felsen im Wasser. Das Floß ist allerdings nicht mehr da oder war noch nie da. Wir haben den Kurs aber so oder so mit ausreichendem Abstand gesetzt. Nördlich der Farne Islands ist der Strom extrem viel stärke als normal. Wir haben in dieser Zeit zum Glück gute Fahrt und damit keine Probleme, dagegen anzukommen.
Tag 7: auf See 55°34,324´N 001°32,051 W – Edinburgh 86,4 nm
Die erste Dämmerung beginnt bereits um 4 Uhr. Morgens taucht in kurzer Entfernung zum Schiff der schwarze Kopf einer Robbe auf. Leider ist sie nicht so neugierig und bleibt auf Abstand. Am frühen Nachmittag laufen wir in den Firth of Forth. Der Wind ist inzwischen bei kontinuierlich 5 Bft. und es geht eine sehr langwierige Kreuzkurs-Fahrt los. Zuerst sind es noch sehr große Schläge, doch später, vor der Insel Inchkeith werden es ganz kleine Schläge. Der Tiefenwasserkanal entlang der Insel sorgt für eine starke Strömung. Da gehen die Kreuzschläge noch weniger weit in die Richtung, in die wir möchten. Trotz aufkommender Müdigkeit und Vorfreude auf das ankommen in Edinburgh machen wir tapfer weiter. Es gibt aber auch in dieser gewaltig großen Flussmündung jede Menge zum Gucken. Seevögel, die sich im Sturzflug aus großer Höhe in die Wellen stürzen. Es sieht so aus, als ob sie sich in einer Formation über den Fischschwärmen zusammenfinden. Richtig niedlich sind die Papageientaucher mit ihren roten Schnäbeln und roten Füßchen. Sie heben nicht richtig vom Wasser ab, sondern watscheln zuerst einmal ellenlang über die Oberfläche. Dann sieht man besonders gut ihre roten Füßchen. Zwei Inseln im Firth of Forth passieren wir. Auf beiden sind mit dem Fernglas die Leuchttürme und Gebäude gut zu erkennen. Ein Feuerschiff, das gleichzeitig auch Funkmast und Mittelfahrwassermarkierung ist, liegt sehr mächtig natürlich mitten auf einem unserer Kreuzschläge. Am Ende der anstrengenden Kreuzerei bergen wir im inzwischen etwas ruhigeren Wasser unsere Segel. Die Hafeneinfahrt von Granton ist gut markiert. Auch der Gaststeiger östlich der Mittelmole ist leicht zu finden. Granton Marina - am Schwimmponton, an dem es keinen Strom (wir haben ja unsere Efoy) gibt, finden sich einige freie Plätze. Ein idealer Ausgangspunkt für den Besuch von Edinburgh. Am Ausgangstor erhält man per Telefon den Code des Hafentores. Leider gibt es keine Möglichkeit zu duschen, wenn das Clubhaus nicht besetzt ist. Am ersten Abend trafen wir richtig gastfreundliche und kommunikative Clubmitglieder in der Gastronomie an. Sie erzählten uns auch, wie wir am besten in die Stadt kämen. Direkt an der Hauptstraße fährt der Bus ins Zentrum von Edinburgh ab. Eine geniale Stadt.
Tag 8: Hafentag Edinburgh
Morgens laufen wir zu Fuß zum nah gelegenen Einkaufszentrum, um frische Lebensmittel zu bunkern. Danach nehmen wir einen Bus, der uns zur ersten Station des Hopp-on-hopp-off bringt. Wir lassen uns vom berühmten Schiff Britannia in die Altstadt, an den Fuß des Castles und in die Einkaufsstraßen kutschieren. Zwischendurch schlendern wir den einen oder anderen Kilometer durch die Straßen. In der Rose Street essen wir traditionell Fish and Chips. Ein unbeschreibliches Flair – bunte Geschäfte mit den unmöglichsten Dingen in den Auslagen, altehrwürdige Kirchen, Adelshäuser, Schlossruinen. Wir schauen uns St. Giles und St. Pauls an und lassen uns von der Architektur beeindrucken. Auf dem Weg zurück zu unserem Schiff machen wir im Mini-Hafen vor Granton, den ein weißer kleiner Leuchtturm bewacht, eine Abendpause. Neben dem geschäftigen Treiben bietet Edinburgh auch viele ruhige, beschauliche Ecken.
Tag 9: Edinburgh – auf See 55°59,105´N 002°09,461 W 41 nm
Von Edinburgh nach Blyth – eigentlich im Dauerregen und natürlich mit den obligatorischen Flautenstücken. Nichts desto trotz eine absolut spannende, anspruchsvolle Passage. Wo beginnen? Beim Bass Rock mit seinen Abertausenden von Bass Tölpeln. Von Ferne sieht es aus, als ob der Felsen weiß gesprenkelt wäre. Erst wenn man näher kommt, sieht man die Vogelkononie. Ein Nest direkt neben dem anderen. Vor den Felsen wird fleißig gefischt. Wie bereits gesehen stürzen sich die Vögel mit enormer Geschwindigkeit ins Wasser. Nur sind es diesmal ganze Batterien, die in Formation eintauchen. Dann wird es zunächst einige Stunden ruhig und wir gehen auf Kurs zu den Farne Islands. Einzig eine hohe und große schwimmende Bohrplattform oder etwas in der Art folgt, wie wir auf dem Plotter beobachten können, unserem Weg. Sie wird von Schleppern gezogen und von Begleitschiffen eskortiert. Ein Tross von insgesamt 700 Meters. Er kommt uns nicht in den Weg, da er im Osten um die Farne Islands fährt. Wir haben die Durchfahrt zwischen Küste und Inner Farnes angepeilt. Da der Strom zwischen Küste und Inner Farnes äußerst stark setzt, ist es wichtig gewesen, dass wir ein, zwei Stunden vor dem Kentern des Stromes dort ankommen.
Tag 10: auf See 55°59,105´N 002°09,461 W – Blyth 66,4 nm
Wie geplant erreichen wir den ersten Wegepunkt für die Passage im Morgengrauen. In der Dunkelheit ist dieser Weg nicht zu empfehlen, da man haarscharf an den Felsen der Inseln vorbeifährt. Schon von Ferne sehen wir die Ruinen auf Holy Island. Sie sind mit einem weißen Zelt abgeplant, wahrscheinlich zu Restaurationsarbeite. Von der Steuerbordseite wandert er Blick nach Backbord, wo im Wasser vor den Felseninseln ganze Teppiche von Vögeln schwimmen – Papageientaucher, Tölpel und Lummen. Und noch jemand streckt vorwitzige schwarze Nasen aus dem Wasser: die Robben, die alle paar Minuten von hinten oder seitlich der Asgaard auftauchen. Backbord voraus dann plötzlich in der Mitte treibender Vögel eine große schwarze Rückenflosse. Im klassischen Bogen eines Wales taucht sie auf und ab. Beim zweiten Auftauchen dann ein laut hörbares Prusten. Die Größe des Tieres ist schwer abzuschätzen, fünf Meter sind es aber bestimmt. Eine Flunke sehen wir nicht. Zum Greifen nah der Leuchtturm der Inner Farnes. Hier können wir neben dem Vogelkreischen auch seltsames Heulen oder fast bellen hören. Die Robben? Südlich der Inseln kentert der Strom und Vögel wie Fischer stehen bzw. treiben auf einer Linie zur Fischjagd parat. Für uns beginnt ein langer sehr windloser und sehr nasser Abschnitt. Wir lassen um die Mittagszeit für zwei Stunden den Motor laufen und können erst ab 13 Uhr wieder im Butterfly Richtung Blyth segeln. Blyth Marina – vor dem Einlaufen in den Hafen funken wir auf Kanal 12 die Port Control an und fragen nach einer Einfahrtgenehmigung. Es geht ein Stück in die Flussmündung hinein und dann in ein großes Hafenbecken, das an der Backbordseite liegt. In der nordöstlichen Ecke sich die die Stege der Marina The Royal North Thunderland Yachtclub. Am Gaststeiger direkt vor Kopf waren alle Plätze frei. Bevor wir dort festmachen staunen wir über ein mächtiges Arbeitsschiff, ein Tonnenleger mit Namen Ozean Work, an dem wie ganz nah vorbeifahren. Von unserem Liegeplatz aus haben wir einen tollen Blick darauf. Vor allem, als er nachts hell beleuchtet ist, sieht er beeindruckend aus. Ein netter älterer Brite erzählt uns, dass das Clubschiff, ein altes Feuerschiff aus Holz, um 19 Uhr geöffnet ist. Die HI Tyne III, früher Leuchtschiff LV 50 der Trinity House, lag auch schon mal an den Scilly Islands und später bei Weymouth und Southhampton. Dieses Holzschiff alleine ist den Hafenbesuch wert. Eine urgemütliche Bar im Bug, die verspielten Toiletten und die besonderen Duschen nicht mehr als sehenswert. Sie sind erlebenswert.
Tag 11: Blyth – Hartlepool 31,1 nm
Ein für unsere Verhältnisse kurzer Trip von 31 Seemeilen ging direkt entlang der malerischen Küste. Im Gegensatz zum Vortag konnten wir richtig gut die Städte, Burgruinen und Leuchttürme sehen. Die Sonne zeigte sich zwar immer noch nicht so richtig, aber es blieb durchweg trocken und wurde auch wärmer. Mit 3-4 Bft. kamen wir bei achterlichen Winden gut voran. Genau zur richtigen Zeit – die Schleuse zum Hafen ist von 2 Std. vor Hochwasser bis 2 Stunden nach Hochwasser geöffnet – erreichten wir die Einfahrt. Beim Anfunken sagte der Schleusen- und Hafenmeister, dass das Tor offen stünde. Wir fuhren also sofort ein und machten an einem Schwimmsteiger backbord in der Schleuse fest. Normalerweise weist der Hafenmeister einen Platz zu, aber er sagte uns nur, dass wir weiter nach hinten durchfahren sollten. Daher konnten wir uns selbst einen richtig schönen Liegeplatz an einem Kopfsteiger suchen. Der Blick von dort ging genau in einen Museums-Hafen mit historischem Kai und einem uralten Dreimaster.
Tag 12: Hartlepool – Scarborough 45 nm
Sightseeing-Tour entlang der Englischen Ostküste von Hartlepool bis Scarborough. Die Mündung des River Tee ist komplett mit Industrieanlagen zugebaut und bietet keinen schönen Anblick. Doch gleich danach beginnt ein Stück Steilküste mit Kliffs, Kaps und dazwischen verstreut Dörfer, alte Burgen und natürlich wieder unsere Lieblingsobjekte, die Leuchttürme. Auf dem Wasser ist kaum etwas los. Vereinzelte Fischer oder Frachtschiffe, die auf ihren Kursen etwas weiter von der Küste entfernt fahren. Viel häufiger erscheinen Möwenschwärme, die über Fischschwärmen kreisen, in unserem Blickfeld. Es scheint also doch noch ausreichend Fisch in diesem Teil der Nordsee zu geben. Der Frachtschiffverkehr scheint in einer Krise zu sein. In Scarborough kommen wir mit ausreichend Wasser unter dem Kiel an. Der Hafenmeister bestätigt dies am Funk und bittet uns, in den inneren Hafen zu kommen. So lassen wir eine Mole und den Leuchtturm an Steuerbord und machen am Visitorspontoon fest. Marina Scarborough – ein superfreundlicher Hafenmeister kommt zu unserem Liegeplatz und erklärt uns alles. Der Yachtclub ist im Leuchtturm untergebracht und sehr stilvoll. Wir besuchen ihn am Abend, trinken mit den Locals ein Bier und erzählen übers Segeln und über die Geschichte des Ortes. Scarborough hat was. An der Seefront zwar total auf Nic-Nac Tourismus Schnick-Schnack eingestellt, den Berg hoch in der Stadt dann aber ruhiger und ursprünglicher. Ein ehrwürdiges Grand-Hotel aus hellroten Sandsteinen gebaut thront über der Bucht. Es ist totalüberaltert und scheint im hinteren Teil eher von Möwen bewohnt, aber nach vorne heraus ist es wohl noch so gut erhalten, dass es genutzt wird.
Tag 13: Hafentag Scarborough
Wir legen einen Hafentag ein, denn wir möchten danach wieder einen großen Schlag mit Nachtfahrt machen. Zum Einkaufen sind es nur wenige Meter, daher steht das morgens als erstes auf dem Programm. Auch Wasser wird aufgefüllt. Am Nachmittag erkunden wir das Castle und die Befestigungsanlagen auf dem Berg und wandern in die Nachbarbucht. Abends besichtigen wir die alte Kirche und machen Station im Leeds Arms, einer Seemannskneipe mit leckerem Kellerbier.
Tag 14: Scarborough – auf See 53°35,216´N 000°43,078 E 57,2 nm
In den zwei Tagen und einer Nacht waren wieder so ziemlich alle Wind-, Wetter- und Strömungslagen im Angebot. Mit Schwachwind und Strom gegen an wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt, mit Starkwind im Rücken und Strom mitlaufend war eher unsere Kondition gefragt. An den Kaps drehten die Winde spürbar und auch die Strömungen veränderten ihre generelle Richtung. Wir stellten unsere Segel immer bestmöglich nach und hielten unseren Kurs entlang der gesetzten Wegepunkte. Die inzwischen gewohnte Flaute war diesmal weit weniger lang. Wir saßen sie unter Segel ab und kamen recht schnell wieder in Fahrt. Die Nacht hindurch segelten wir bei moderatem Wind, wenig Welle und achterlichen Kursen durch die weite Bucht des River Wash. Zwischen Gasförderplattformen und Windparks, die in allen Farben blinkten, zogen wir unseren Weg. An den Plattformen gibt es neben den Lichtern noch trötende Tonsignale. Ob diese dazu da sind, Vögel zu vertreiben?
Tag 15: auf See 53°35,216´N 000°43,078 E 57,2 – Lowestoft 87,8 nm
Am Vormittag flitzen wir bei 4-5 Bft. und einem recht kräftigen Strom Richtung Lowestoft. An dieser Stelle der Küste, also vor Great Yarmouth und Lowestoft, liegen mehrere Sandbänke, die in einzelnen Bereichen für unseren Tiefgang ein Problem darstellen könnten. Wir manövrieren mit Karte und Plotter so weit durch, dass wir das Ansteuerungs-Sektoren-Feuer der Hafeneinfahrt Lowestoft im Auge haben. Wie im Lehrbuch können wir im weißen Sektor bleiben. Der Kurs lässt sich sehr gut hoch am Wind halten. Schnell segeln wir genau zwischen den Untiefen hindurch. Als der Wind am Ende zu sehr von vorne kommt, bergen wir die Segel und motoren das letzte Stück zur Hafeneinfahrt. Inzwischen ist auch der Strom gekentert und setzt mit 2 Knoten gegen uns. Also schnell die Port-Control angefunkt und herein in den Norfolk und Soufolk Yachthafen. Die Marina – der Gaststeiger ist nicht allzu groß, aber man kann auch gut zu zweit im Päckchen liegen. Der Yachtclub ist in einem ansehnlichen Gebäude untergebracht, dass auch ein Hotel ist – very British. Gepflegte Sanitäranlagen und unser Lieblings-Supermarkt ASDA in fußläufiger Nähe runden den guten Eindruck vom Hafen ab.
Tag 16: Lowestoft Sulfolk Yacht Harbour 47,2 nm
Unter der Küste entlang führt unser Weg uns Richtung Harwich. Wind und Strömung absolut auf unserer Seite. Mit Kursen hoch am Wind machen wir durchgängig hohen Speed. Am Kap Orford Ness erhöht sich die Windgeschwindigkeit kurzzeitig. Hier kabbelt die See auch spürbar mehr als zuvor. Für die Ansteuerung Harwich haben wir die für Yachten vorgesehene Stelle der Überquerung des „Harwich Channel“ geplant. Wir erreichen sie etwas nördlicher und queren so recht nah am Hafeneingang. Es ist aber weit und breit kein Schiff zusehen und auf dem Portkanal 71 wird auch nichts vermeldet. Entlang der roten Betonnung segeln wir bis in den Hafen. Für ca. 15 Minuten starten wir den Motor, um bis zur Shotley Spit, zu fahren, von wo der River Orwell abzweigt. Eine dicke Regenwand haben wir zwar nicht abbekommen, aber ihre Ausläufer bringen einige Tropfen mit. Der Hafen Harwich ist eindrucksvoll, weil man ziemlich eng an den Piers der großen Containerschiffe vorbeikommt. China Shipping und Maersk liegen aber fest vertäut und werden gerade beladen. So setzen wir wieder Segel und gleiten gemütlich in den River Orwell ein. Nach vorne geschaut eine hüglige grüne Naturlandschaft, umgedreht ein geschäftiger Container-Terminal. Wir steuern den Suffolk Yacht Habour an, den wir nach ca. 2 Seemeilen auf Steuerbord liegen sehen. Die Marina – ein großer Hafen mit ca. 500 Liegeplätzen. Man spürt dies aber in dem absolut ruhigen naturnahen Hafenbereich nicht. Es ist interessant, den Fluss mit rund 3,5 Metern Gezeit zu sehen. Die Ufer fallen vollständig trocken. Die Marina besitzt sehr ansehnliche, neue Sanitäranlagen. Ein altes Feuerschiff ist das Clubhaus des Yachtclubs. Leider sind wir nach Pizza an Bord und Schiffklarmachen mit Wasser bunkern etc. schon recht müde und es ist dann auch schon 22 Uhr nach Englischer Zeit. Am nächsten Morgen wollen wir zudem sehr früh heraus. Das Thames Estuary will überquert werden.
Tag 17: Sulfolk Yacht Harbour – Ramsgate 63,1 nm
Im Harwich Port ist jede Menge Action. Ein Koloss von Container-Frachter wird von Schleppern zum Entlade-Kai bugsiert. Aus dem River Stoure kommt die Stena Line, die wir vor unserem Bug ins Fahrwasser des Harwich Channel einfahren lassen. Mit ordentlichem Wind navigieren wir rund Cork Sands, lassen den Roughs Tower backbord querab liegen und steuern auf das Suck Inner Feuerschiff zu. Hier ist ein Drehkreuz für die Schiffe, die Richtung London wollen und daher ein reger Schiffsverkehr. Zwei gigantisch große Windparks müssen wir umfahren. Es ist interessant zu sehen, in welch großem Stil die alternative Energie hier genutzt wird. Noch eine Sandbank, die Kentish Knock, dann haben wir das Thames Estuary gequert und können Kurs auf den Wegepunkt Goodwin Knoll setzen. Hier beginnen die gefährlichen Goodwin Sands. Ein Kanal mit Betonnung führt daher ca. 4 Seemeilen durch die Untiefen. Direkt bei der Tonne Goodwin Knoll liegt eine Motoryacht, die sich kaum von der Stelle bewegt. Als wir uns nähern, hören wir zweimal auf Kanal 16 einen Ruf an Ramsgate Port. Wir dachten noch, dass es seltsam ist, auf 16 nach einem Hafen zu rufen. Dann kommt auch schon der Mayday an Dover Coastguard. Motoryacht Jean hatte einen Totalausfall der Maschine und war manövrierunfähig. Wir entscheiden schnell, herüberzufahren, da wir ja in Sichtweite des Schiffes waren. Dover Coastguard fragte Jean verschiedenste Dinge. Wir funken, dass wir in der Nähe sind, aber keine große Motorkraft besitzen und daher ein abschleppen kaum möglich wäre. Dover fragt, ob wir trotzdem so lange Assist leisten könnten, bis das Lifeboat aus Ramsgate einträfe. Nur mit Großsegel, fahren wir Kringel um das Motorboot. Der Skipper der Jean hatte inzwischen seinen Anker geworfen. Zweimal unterbricht Dover auf 16 Gespräche mit „Mayday Silence“. Als das Rettungsboot aus Ramsgate ausgelaufen ist und per Funkpeilung den genauen Standort der Jean ermittelt hat, fragt Dover Coastguard, ob sie das Mayday auflösen könnte. Jean stimmt zu. Dover bedankt sich freundlich bei der Asgaard für ihren Assist. Wir funken, dass wir den Weg Richtung Ramsgate fortsetzen werden. Bis wir in der Marina festlegen, ist es bereits dunkel. Zum Glück ist bis 22 Uhr englischer Zeit ein Marinaangestellter vor Ort und ebenfalls zum Glück hat Peters Fish and Chips Factory bis 23 Uhr geöffnet. Marina Ramsgate – die Marina wurde noch einmal erweitert und bietet jetzt sehr viele Gastliegeplätze mit ausreichend Tiefgang. Mitten im Zentrum von Ramsgate gelegen hat man alle Möglichkeiten der Versorgung. Der Ort selbst und die umliegenden kleinen Badeorte bieten einige Sehenswürdigkeiten und schöne Badebuchten.
Tag 18: Hafentag Ramsgate
Ein Hafentag, da der Wind mit bis zu 7 Bft. aus östlichen Richtungen, das heißt genau gegenan beim Herausfahren, angesagt war. Für den Nachmittag waren auch Regen und Gewitter angesagt. Wir schlafen also lange aus, kaufen Lebensmittel und Getränke ein und wandern dann durch den Ort. Eine Seemannskirche, das Maritime Museum, das alte Dampfschiff Cervia, typisch englische Straßenzüge mit schönen, stilvollen Häusern. Ein Drink auf der Terrasse des Royal Yachtclub darf natürlich nicht fehlen.
Tag 19: Ramsgate – Oostende 64, 8 nm
Eine knackige Kanalüberquerung mit enormem Speed, aber auch eine recht ungemütliche Welle. Wir starten mit einem Strom, der aus Ramsgate herausschiebt. Selbst mit 1. Reff im Groß erreichen wir beim Surfen auf der Welle eine so große Geschwindigkeit, dass die Steuerfähigkeit schwierig wird. Daher binden wir ein Reff in den Vorsegel und später bei Windstärke 7 sogar noch ein 2. Reff ins Großsegel. Das war bei der hohen, kurzen Welle besonders schwierig. Da der schnelle Ritt über den Kanal doch recht anstrengend war, gehen wir Richtung Ostende. Der Außenhafen ist überfüllt und daher nehmen wir die Mercatorschleuse in den Binnenhafen. Oostende Hafen – Die Mercatorschleuse funkt man an und sie öffnet dann auch sehr schnell. In der Schleuse gibt der Hafenmeister einem einen Zettel mit Hafenplan und dem zugewiesenen Liegeplatz. Die Boxen an Schwimmstegen sind gut, die Sanitäranlagen auf einem Schwimmcontainer prima gepflegt und Oostende ist natürlich eine tolle Stadt. Eigentlich könnte man auch mehr Zeit dort verbringen.
Tag 20: Oostende – Cadzand 21,8 nm
Am nächsten Morgen wird eingekauft und wir starten sehr früh nach Cadzand, um dort unsere Freunde Petra und Alfred zu treffen. Der Wetterbericht hatte ab 14 Uhr Starkwind bis zu 8 Bft. angesagt und da wollen wir schnell die 20 Seemeilen absegeln. Ein kurzer, schneller Trip von Oostende nach Cadzand. Unterwegs hören wir auf Kanal 16, dass ein Schiff ein Messinstrument verloren hat. Wir sind ein wenig von der Stelle entfernt, sehen aber später einen Hubschrauber, der wohl auf der Suche danach ist. Der Wind geht am Vormittag bereits schnell auf 6 Bft. und daher ist es gut, dass wir früh im Hafen sind. Wir hatten per Telefon eine Box reserviert und konnten dort an einem megagroßen Steg anlegen. Gut vertäut wartet die Asgaard auf den Starkwind und der kommt auch am Nachmittag mit Böen von 8 Bft. Wir verbringen mit Alfred und Petra einen gemütlichen Nachmittag und Abend. Strandbude, Spaziergang und Pizzeria. Abends an Bord schauen wir zusammen in unser umfangreiches Kartenwerk und zeigen unseren Freunden einen Teil der Reise. Die Supermarina Cadzand – alles neu, alles schicki-micki. Sehr große, breite Stege und Sanitäranlagen mit großen, hellen Kombi-Toiletten-Duschen.
Tag 21: Cadzand Wemeldinge 36,5 nm
Wir hatten abends auf Kanal 20 gehört, dass im Slijkgat mit Mindertiefen gerechnet werden muss. Daher entschließen wir uns, den Weg durch die Westerschelde zu nehmen. Wir starten um 09.30 Uhr, setzen zügig das Großsegel und die Genua II und segeln Richtung Vlissingen. Beim Queren der Westerschelde vor Vlissingen hören wir den Blockkanal 14. Entlang des Fahrwassers Honte fahren wir bis zum AKW Borssele mit Abhören von Blockkanal 03. Am Fahrwasserrand kreuzen wir bis wir Südevering stb. querab haben. Bei weiterer Fahrt entlang des Fahrwassers schalten wir auf Kanal 65 Hansweert. Um 14.10 bergen wir die Segel vor der Einfahrt in den Kanal durch Südbeveland und schleusen dann in der ostschleuse in den Kanal. Danach fahren wir im Kanal und passieren die Flakebrug (Autobahn und Eisenbahn) und die Postbrug. Direkt am Ende des Kanals liegt auf der Backbordseite der Yachthafen Wemeldinge. Hier machen wir in einer zugewiesenen Box fest, nachdem wir zuvor den Hafenmeister angerufen hatten.
Tag 22: Wemeldinge Dintelmond 25 nm
Recht früh morgens legen wir ab, setzen die Segel bereits im Hafenvorbecken und segeln durch das Brabantse Fahrwasser Richtung Krammersluis. Wir machen hier einen kurzen Abstecher zur Seehundbank. Es ist gerade Niedrigwasser und man kommt mit dem Schiff beinahe auf Armeslänge an die Seehunde heran. Wir sehen sie zum ersten Mal in diesem Jahr und sind überrascht, dass es noch viel mehr sind, als im Jahr davor. Es gibt Tiere in allen Schattierungen des Fells und es sind mehr als 100 Seehunde, die sich in der Sonne aalen. Im Hauptfahrwasser der Oosterschelde kommen wir schnell voran und bergen vor der Krammerschleuse die Segel. Schnell öffnet das Schleusentor und wir sind in Rekordzeit von 10 Minuten in unserem Heimatgewässer, dem Volkerak. Den durchqueren wir unter Vollzeug bei südwestlichen, moderaten Winden in kurzer Zeit. In der Dintel schleusen wir dann noch schnell durch die Manderssluis, um in unserer heimatbox im Yachtzentrum Dintelmond festzumachen.
Gesamt: 1063 nm Segel: 980,5 nm Motor: 82,5 nm
Am langen Himmerfahrtswochenende ging es nach Dover und von dort wieder zurück. Die Rheinische Post Krefeld berichtete exklusiv (klick hier).
Am Samstagabend fand im feierlichen Ambiente des Maritim Hotels Berlin die Ehrung für den Fahrtenwettbewerb der Kreuzer-Abteilung 2016 statt. Neben der Silber-Medaille gab es auch die Veröffentlichung des Törns im Jahrbuch für die Asgaard und Crew. Kompletter Reisebericht des prämierten Törns folgt hier:
Nautische Unterlagen: Törnführer: Reeds 2016, North France & Belgium Crusing Companion, Holland 1 • Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, Niederländische Seekarten Kartenserie 1801, 1805 und 1807 • Imray C30 und C31 • Gezeiten: NL-Tides HP33D • NP233 Admiralty Tidal Stream Atlas Dover Strait
1.Tag Dintelmond - Roompot Marina (31,1 nm)
Nach gründlicher Vorbereitung und Beladung des Schiffes mit der nötigen Ausrüstung und Proviant für 10 Tage, waren wir zum Start für einen Törn mit Teilnahme an einer Regatta klar. Eine
ausführliche Sicherheitseinweisung mit Kontrolle aller Rettungs-, Sicherheits- und Notsignalmittel führten wir am Morgen durch. Für den ersten Teil unserer Fahrt nutzten wir unser normales
Dacron-Großsegel und die Genua II. Nach dem Ablegen um 08.50 Uhr und dem Passieren der Manderssluis um 09.10 Uhr spürten wir einen plötzlichen Ruck in der Schraube, der mit einem Leistungsabfall
einherging. Da die Geschwindigkeit sich bald wieder einpendelte, maßen wir dem Vorfall zuserst keine weitere Bedeutung zu. Bei der Schleuseneinfahrt um 11.20 Uhr stellte sich die nötige Bremswirkung
kaum ein und es gelang nur mühevoll, das Schiff zum Stehen zu bringen. Die Ausfahrt aus der Schleuse erfolgte mit minimaler Schraubenleistung. Nach einigem Hin- und Herschalten zwischen Vorwärts- und
Rückwärtsgang erschien im Schraubenwasser eine recht große, weiße Plastiktüte. Wir hatten sie uns wohl schon nach der Manderssluis eingefangen und sie hatte sich die ganze Zeit über in der Schraube
festgesetzt. Nachdem wir den Störfaktor los waren, konnten wir beruhigt die Segel für die weitere Fahrt Richtung Roompot Marina setzen. Mit dem ablaufenden Wasser und bei NNW-lichen Winden von Stärke
3-4 zog die Asgaard mit hoher Geschwindigkeit über die Oosterschelde. Nach einigen Segelschlägen vor der Zeelandbrug, öffnete diese um 13.44 Uhr und im Hauptfahrwasser flitzten wir zur Marina, wo wir
um 15.10 am Längssteiger festmachten. Wie vor jeder Fahrt auf die Nordsee brachten wir am Abend die Strecktaue aus, verstauten alles stoß- und krängungssicher in den Schaps und legten die nötigen
nautischen Unterlagen heraus.
2.Tag Roompot Marina - Blankenberge (34,4 nm)
Der Wetterbericht um 08.05 Uhr herausgegeben von der Niederländischen Küstenwache sagte für Vlissingen nördliche Winde von 2-4 Bft. abnehmend auf 1-3 variabel voraus. Um 09.20 Uhr verließen wir den
Liegeplatz und setzten kurz nach der Hafenausfahrt die Genua II, um damit bis zur Roompot Schleuse zu segeln. Durch unser vorheriges Anfunken des Kanals VHF 18 war diese bereits geöffnet. Während des
Schleusungsvorgangs tauschten wir das Vorsegel gegen den 48 m² Booster und stellten uns damit auf die bereits abnehmenden Windstärken ein. Nach Ausfahrt aus der Schleuse setzten wir umgehend die
Segel und fuhren zum Fahrwasser Roompot. Dort gingen wir auf Kurs 260 Grad zum Wegepunkt nahe der Tonne Kaloo. Zur Auffrischung der terristischen Navigation führten wir eine Kreuzpeilung mit den
Objekten LT Noorderhoofd 210 Grad und des Radarturm Roompot Schleuse 80 Grad durch. Die daraus resultierende Position in der Karte stimmte sehr genau mit unseren GPS-Koardinaten überein. Um 13.10 Uhr
erreichten wir die Tonne Kaloo und fuhren auf einen Wegepunkt zur Ansteuerung Blankenberge mit 280 Grad zu. Der immer achterlicher einfallende Wind ließ uns den Bullenstander als Sicherung setzen. Da
die Segel sich immer mehr bekalmten und die Geschwindigkeit auf diesem Kurs abnahm, bargen wir das Großsegel und fuhren allein mit dem Booster weiter. Gegen 18.20 Uhr wurde das Booster eingeholt, der
Motor gestartet und die Einfahrt in den Hafenkanal angesteuert. Im Hafenkanal und im backbord gelegenen alten Hafenteil versperrten Baggerschiffe und Baggerschläuche den Weg. Wir schlängelten uns
durch den Hindernisparcours und fanden nach einiger Suche im VVW Blankenberge in Box 536 einen ruhigen Platz für die Nacht.
3.Tag Blankenberge - Terneuzen (31,2 nm)
Unsere Planung, in die Westeschelde zu segeln, konnte nur umgesetzt werden, wenn wir die Gezeit frühestmöglich mitnutzen würden. Daher waren frühes Aufstehen und frühes Auslaufen angesagt. Dies
musste allerdings davon abhängig gemacht werden, wieviel Wasser im Hafenkanal unter dem Kiel war. Nach der Berechnung und dem Mitloten beim Einlaufen, das ca. 2 Stunden vor Niedrigwasser stattfand,
konnten wir nach einer Berechnung mit der 12er Regel ca. 1,25 Stunden nach Niedrigwasser mit dem nötigen Sicherheitslevel passieren. Vor dem Auslaufen um 05.50 Uhr machten wir das Boot unter beinahe
winterlichen Bedingungen startklar. Das Deck war mit einer Eisschicht bedeckt, die zu besonders vorsichtigem Hantieren und Bewegen auf dem Vorschiff führte. Neben dieser Überraschung der Natur
konnten wir noch eine weitere bei der Ausfahrt entdecken: eine Seerobbe hatte es sich direkt am Rand des Hafenkanals auf einem der Baggerschläuche bequem gemacht. Sie schaute neugierig und überhaupt
nicht scheu in unsere Kamera. Mit tastender Schleichfahrt bewegten wir uns aus dem Hafen und setzten um 06.10 Uhr unser Großsegel und die Genua II. Der Wind war für SW 4-5, zunehmend 5-6 angesagt.
Wie vorhergesehen, zog uns der starke Strom mit bis zu 4 Knoten Stärke in die Westerschelde. Zügig ging es vorbei an Breskens und mit bis zu 10 Knoten über Grund im Hauptfahrwasser nach Terneuzen.
Während der Fahrt hörten wir die Blockkanäle Vlissingen VHF 14, Terneuzen VHF 3 auf Standby. In der fabelhaften Zeit von ca. 4,5 Stunden segelten wir 30 Seemeilen, bevor wir vor dem Hafen die Segel
bargen. Mit viel Vorhalten und großer Motorkraft liefen wir in den Yachthafen, der in einem alten Fährhafen angelegt wurde, ein. Die freundliche, äußerst kommunikative Hafenmeisterin wies uns einen
schönen Liegeplatz zu. Mit dem Heck zur Hafenausfahrt gelegen, konnten wir in den Nachmittags- und Abendstunden immer wieder die riesigen Containerschiffe Richtung Antwerpen in unmittelbarer Nähe
vorbeiziehen sehen.
4.Tag Terneuzen - Yerseke (20,3 nm)
Um 10 Uhr legten wir ab und fuhren unter Maschine durch das kleine Fahrwasser Zuid Everingen um dann bei Erreichen des Fahrwassers Everingen die Segel zu setzen. Der Kurs führte zur Einfahrt
des Kanal durch Zuidbeveland bei Hansweert. Wieder hörten wir die Blockkanäle mit. Erst VHF 3 dann VHF 65, über den wir auch die Einfaht in den Kanal anmeldeten. Um 12.40 Uhr funkten wir die Schleuse
bei Hansweert über VHF 22 an.
Schnell erfolgte die Einfahrt in eine der riesigen Schleusenkammmern. Nach der Ausfahrt mussten im Kanal für uns noch 2 Brücken geöffnet werden. Um 14.20 Uhr verließen wir den Kanal bei Wemeldinge
und setzten die Genua mit Kurs auf Yerseke. Um 15.10 Uhr machten wir am Passantensteiger des Yachthafen Yerseke fest. Hier tauschten wir das Dacron-Grossegel gegen unser Kevlar-Groß. Die Dacron-Genua
wurde unter Deck verstaut, weil wir am Folgetag auch mit der größeren Kevlar-Genua segeln wollten. Schließlich war ab Donnerstag Regatta angesagt. Spät am Nachmittag wanderten wir durch den Ort und
erkundeten die sehenswerten Muschel- und Austernfarmen. Es hat den Anschein, als wäre hier die Zeit stehen geblieben, denn die Zucht und Verarbeitung erfolgt hier immer noch so, wie es bereits vor
hundert Jahren war. Eine Austernschale für zu Hause eingepackt und dann noch ganz frischer Kibbeling und Leckerbeck aus der Fischbude am Hafen eingekauft. So lassen wir in der Abendsonne den Tag
ruhig ausklingen.
5.Tag Yerseke - Colijnsplaat (14,6 nm)
Um 11 Uhr laufen wir mit dem Ziel Colijnsplaat aus. Hier wollen wir abends um 19 Uhr an der Regatta-Besprechnung für das Bokkerijders-Race teilnehmen. Bei 2-3 Bft dümpeln wir mit den Kevlarsegeln
Richtung Zeelandbrug. Um 15.14 Uhr passieren wir die geöffnete Brücke und seglen mit Kurs auf Colijnsplaat. Um 16.15 Uhr machen wir am Kopfsteiger G fest. Treffpunkt für die Besprechung ist das
gemütliche Clubrestaurant, wo auch ab 18 Uhr nach und nach die Teilnehmer eintreffen. Organisator Bob erläutert dann den 12 Bokkerijder-Teams den geplanten Verlauf der Regatta. Die vorhergesagten
Windrichtungen ließen die Wahl des Zielhafens auf Dover fallen. Als Querung des Verkehrstrennungsgebietes war "Westhinder Junktion" vorgesehen. Nach Überfahren der Startlinie, die im Fahrwasser
Roompot zwischen R11 und ORR lag, waren folgende Marken zu passieren: Botkil N an Backborg liegen lassen, Ruytingen SW an Steuerbord und die CS 4 an Backbord liegen lassen. Die erste Etappe der
Wettfahrt ging bis zur Ruytingen SW, wo die Zeit gestoppt werden sollte. Dann begann die 2. Wettfahrt ab CS 4 bis zur Ziellinie, die die westliche Einfahrt in den Hafen Dover war. Die Unterbrechung
war so gesetzt, dass die Teilnehmer zur Not den Motor zur ordnungsgemäßen Querung des VTG zur Hilfe nehmen konnten. Eine Verständigung sollte zum Start auf Kanal 77 erfolgen und danach sollten alle
Regattasegler auf Kanal 16 Standby bleiben, um im Notfall darüber einen Gesprächskanal auszumachen. Gut instruiert knüpften wir erste Kontakte zur Multi-Kulti-Truppe und ließen uns den ein oder
anderen Tipp der alten Bokkerijder-Hasen geben. Zurück an Bord gaben wir die vorgegebenen Tonnen als Wegepunkte in unseren Plotter ein. Da der Wecker auf 3 Uhr gestellt war, gingen wir recht früh in
die Koje.
6.Tag Colijnsplaat - Dover • Bokkerijders-Race Tag 1 (108,3 nm)
Im Dunkeln liefen wir um 3.15 Uhr aus und fuhren unter Maschine in ruhiger Fahrt zur Roompotschleuse, wo für 5 Uhr der Treffpunkt zur Schleusung angesagt war. Da die Oosterschelde nicht durchgehend
befeuert ist, war ein wachsames Auge auf unbefeuerte Tonnen angesagt. Ein kleines Frühstück mit erfrischendem Morgenkaffee gab es in der Wartepause an der Schleuse. Bis kurz nach 5 Uhr war die
Schleuse mit den 12 Booten der Regatta gefüllt und wir hörten auf Kanal 77, dass die Startzeit für 05.45 Uhr festgesetzt war. Gleich im Schleusenvorbecken setzten wir die Segel. Als viertes Schiff
passierten wir die Startlinie R11/ORR und segelten Kurs 260 Grad, mit schneller Fahrt vom mitlaufenden Strom unterstützt, bis zum Wegepunkt Botkil Nord. Diesen erreichten wir um 07.30 Uhr. Von dort
aus setzten wir Kurs auf den Wegepunkt Tonne Ruytingen SW mit 140 Grad. Nachdem wir den Leuchtturm Westkapelle querab hatten, kenterte der Strom und lief gegen uns. Gleichzeitig ging der Wind
immer mehr zurück, auf Windstärke 2 und fiel immer achterlicher ein. Gegen 11 Uhr setzten wir den Bullenstander und tauschten die Genua gegen unser Booster. Einen nach dem anderen sahen wir unsere
Bokkerijder-Mitfahrer die Maschine starten. Auch wir kamen teilweise mit nur 2 Knoten über Grund voran, ließen uns aber nicht von unserem Vorhaben, komplett durchzusegeln, abbringen. Mit dem
belgischen Ort Niewport querab setzte der Strom wieder mit, so dass wir in erneut zügiger Fahrt die Tonne Ruytingen SW ansteuern konnten. Gegen 19 Uhr tauschten wir den Booster wieder gegen die
Kevlar-Genua, da der Wind erneut auf NE 4-5 aufbrieste. Von Ruytingen SW stand das Queren des VTG an. Wir hatten vom Kartenkurs her den Kurs 310 Grad für das genau vorgeschriebene Queren ermittelt
und konnten dabei sogar segeln. Der Strom versetzte uns zusätzlich in Richtung Dover. Die Berufsschiffahrt war nicht allzu stark und wir passierten zwei Containerschiffe hinter ihrem Heck. An der
Tonne CS 4, die wir an Backbord liegen lasssen mussten, gab es noch ein kleines Bugspitze an Bugspitze Rennen mit einem Regattateilnehmer. Die hatten allerdings die Stärke des Stroms nicht ganz
richtig vorhergesehen und konnte die Tonne nicht mehr erreichen. Das Queren des VTG war noch bei Tageslicht erfolgt, die weitere Fahrt Richtung Dover war in der Dämmerung und später im Dunkeln. Zwei
Seemeilen vor der westlichen Einfahrt funkten wir die Port-Control an. Leider kenterte zu diesem Zeitpunkt erneut der Strom und setzte in der letzten Stunde mit bis zu 4 Knoten gegen uns. Wir
segelten mit teilweise nur 1,5 Knoten über Grund und der Hafen kam nur sehr langsam näher. Ein zweites Anfunken der Port-Control wurde von uns ca. 200 Meter vor der Einfahrt verlangt. Danach stellten
die Mitarbeiter die Einfahrtsignale auf Grün und gaben damit ihr o.k. zur Einfahrt. Wir bargen schnell die Segel und fuhren weiter in Richtung der Marina. Hier funkten wir auf Kanal 80 die Marina
Mitarbeiter an und uns wurde ein Platz im Granville Dok zugewiesen. Das Tor zum Hafen, das bei Niedrigwasser geschlossen wird, war offen, die Barre mit mehr als 3 Metern überspült. Sehr müde aber
froh und glücklich über die tolle Fahrt, machten wir um 00.15 Uhr am Steiger E in Box 62 fest.
7.Tag Hafentag Dover • Bokkerijders-Race Tag 2
Tief und fest schliefen wir, bis die Sonne schon länger am Himmel stand und frühstückten ausgiebig, bevor wir die anderen Crews besuchten und dann zur Besichtigung von Dover aufbrachen. Der Hafen,
der am Rand der beeindruckenden Kreidefelsen liegt, ist an sich schon eine Sehenswürdigkeit, vor allem der Teil, in dem die großen Fähren anlegen. Von dort aus wanderten wir ein Stück den Berg zum
Dover Castle hinauf, beließen es aber bei einem Blick von unten, da die Zeit für eine Besichtigung zu kurz war. Dafür ließen wir uns im Stadtzentrum treiben, durchstreiften schön angelegte Parks und
Gärten, tranken einen Kaffee am Dover Beach und schauten das historische Rathaus und die St. Marys Church an. Zum Abendessen waren wir mit den übrigen Teilnehmern in einem urigen Restaurant direkt am
Hafen verabredet. Ein gutes Essen und ein entspannter Austausch von allen Geschichten der Kanalüberfahrten brachten viel Freude. In kleinerer Runde machten wir dann zu späterer Stunde noch einige der
tollen Pubs unsicher und genossen einen wundervollen Life-Auftritt einer "Altrocker-Hardrock-Band".
8.Tag Dover - Blankenberge • Bokkerijders-Race Tag 3 (73,8 nm)
Die Abfahrt für den Tag war davon abhängig, wann das Gezeitentor zum Hafenbecken öffnete. Die Regattaleitung hatte Blankenberge als Ziel festgelegt. Da kaum Wind wehte, gab es keinen Start der
Regatta und jeder konnte in Eigenregie fahren. Wir legten um 10.30 Uhr ab und funkten die Port-Control an. Sie wiesen uns zur Hafenausfahrt Ost und gaben dann um 10.45 Uhr ihre Freigabe für die
Ausfahrt. Um 12 Uhr setzten wir mit dem leicht aufkommenden Wind die Segel bei SW Goodwin und kreuzten Richtung CS 4. Ab 12.50 Uhr querten wir das VTG mit Kurs 130 Grad am Kompass und verließen es
ca. 12 Seemeilen später um 14.30 Uhr. Der mitlerweile auf 5 Bft. aufgefrischte SE Wind ließ uns hoch am Wind direkten Kurs auf den Wegepunkt Ansteuerung Blankenberge mit 70 Grad anlegen. Nach 6
Stunden mit Strom und ausreichendem Wind schlief dieser in Höhe von Oostende ein. Um 21.10 Uhr starteten wir die Maschine und fuhren weiter mit 70 Grad inzwischen gegen den Gezeitenstrom Richtung
Zielhafen. Die geringe Geschwindigkeit führte dazu, dass wir erst gegen 00.30 die Einfahrt in den Hafenkanal erreichten. Um 00.45 Uhr machten wir in einer bereits für uns reservierten Box fest.
Einen netten Ausklang fand der Tag oder besser die Nacht bis 3 Uhr morgens bei Snacks und Bier an Bord der Delta Blues. Die Zeit bis zum Auslaufen um 8 Uhr früh war also auf ein Minimum
beschränkt.
9.Tag Blankenberge - Colijnsplaat • Bokkerijders-Race Tag 4 (39,3 nm)
Östliche bis südöstliche Winde von 3-5 Bft. sollten uns einen traumhaften Regattatag bescheren. Nach dem Auslaufen gab es um 08.10 Uhr vor der Hafenausfahrt einen fliegenden Start mit allen Schiffen.
Die Asgaard war bei den anfänglichen 3 Windstärken in ihrem Element und setzte sich gleich in die Spitzengruppe. In rasanter Fahrt ging es auf die Tonne Botkil Nord zu. Die Untiefe Rassen umfuhren
wir. Danach liefen wir mit 60 Grad entlang der Küste bis zum Fahrwasser Roompot. Hier kam richtiges Regattafeeling auf, als wir mit der Conspirito und der Bever im engen Fahrwasser bis zur Schleuse
kreuzten. Den geringen Vorsprung konnten wir mit ins Schleusenvorbecken, wo wir die Segel bargen, retten. Um 14.30 Uhr schleusten wir in der Roompotschleuse, setzten danach erneut die Segel und
kreuzten weiter nach Colijnsplaat. Um 16 Uhr machten wir in Box E 50 fest und freuten uns auf die Siegerehrung und das abendliche Barbeque im Clubhaus. Vor der mit Spannung erwarteten Verkündung der
Ergebnisse gab es noch eine sehr schöne Auslosung von Preisen, bei der wir eine maritime Reisetasche und einen Gutschein eines Yachtladens gewannen. Dann konnten wir strahlen, denn wir waren mit
einem 2. und einem 3. Platz insgesamt Dritter geworden. Bemerkenswert vor allem deshalb, weil wir mit der kleinen Crew gut mit den sehr ambitionierten, mit vier oder fünf Seglern besetzten Schiffen
mithalten konnten. Als Newcomer erhielten wir Glückwünsche und viel Anerkennung von den belgischen, niederländischen und deutschen Bokkerijdern. Bis spät in die Nacht tauschten wir dann auf der Tin
Lizzy Segelerlebnisse aus.
10.Tag Colijnsplaat - Dintelmond (28,6 nm)
Nach soviel Nordseesegeln war die letzte Etappe des Törn nur noch Routine, aber eine sehr schöne, denn Wind und Wetter spielten auch an diesem Tag bestens mit. Bei strahlendem Sonnenschein und
knackigen 4-5 Bft., später auch 5-6 Bft. kreuzten wir ab 10.20 Uhr nach der Durchfahrt durch die Zeelandbrug die Oosterschelde herunter gegen den Strom. Mit voller Beseglung war die Asgaard gerade
noch gut zu steuern und legte sich auf ihre maximale Krängung. Nach der Krammerschleuse banden wir ein Reff ins Groß und segelten den Volkerak bis zur Dintel entlang. Um 15.55 zurrten wir die
Festmacher in unserer Heimatbox an und machten bis zum Abend ausgiebig Klarschiff.
Zum Schluß standen insgesamt 382,3 nautische Meilen auf der Logge.
In Hamburg nahm die Crew am Samstagabend im feierlichen Ambiente des Museums für Völkerkunde eine Medaille entgegen. Die Laudatio lautete wie folgt: Gemeinsam mit Lebensgefährtin Kristiane
Helmhold führte Thomas Saueressig (SKBUe), seine ASGAARD, eine Dehler Optima 101, in 10-tägigem "Up-and-down" von Dintelmond im niederländischen Maas-Schelde-Gebiet zur flämisch-französischen
Nordseeküste bis Dünkirchen und mit 290 segelintensiven Meilen sicher zurück zum Heimatsteg.
Ein mit Sorgfalt vorbereiteter, sicherheitsbewusst umgesetzter sportlich-flotter Herbsttörn unter navigatorisch wie seemännisch recht anspruchsvollen Tidenverhältnissen. Die umfassend-informative
Dokumentation belegt Reviererfahrung sowie kenntnisreichen Umgang mit den Optionen des Streckenwetters. Binnen wie buiten eine Reise, die einen sportlich soliden, guten Eindruck hinterlässt.
Gratulation! BRONZE in der Kategorie "Binnen-Küste"
hier folgt der komplette Reisebericht zum Törn:
Nautische Unterlagen: Törnführer: Reeds 2015, North France & Belgium Crusing Companion, Holland 1 • Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, Niederländische Seekarten Kartenserie 1801, 1805 und
1807 • Imray C30 • Gezeiten: NL-Tides HP33D
1.Tag Dintelmond - Roompot Marina (30,0 nm)
Endlich war es soweit, unser Segeltörn konnte beginnen. Am Vorabend hatten wir schon alles fachgerecht und krängungssicher verstaut. Nach der Sicherheitseinweisung starteten wir um 10:30 Uhr die
Maschine. Nach dem Passieren der offen stehenden Manderssluis setzten wir das Großsegel und die Genua II . Der Kurs ging entlang des Fahrwassers zur Krammersluis. Nach 2 Meilen wechselten wir die
Genua II gegen den 48 m² Booster. Zügig segelten wir mit nordöstlichen Winden zur Krammersluis, in der wir um 13 Uhr in die Oosterschelde schleusten. Gegen den Strom fuhren wir mit Groß und Booster
bei achterlichem Wind weiter bis kurz vor die Zeelandbrug. Hier tauschten wir bei auffrischendem Wind wieder den Booster gegen die Genua. Die Zeelandbrug passierten wir bei der Öffnung um 16:12 Uhr
mit kurzer Motorunterstützung. Weiter segelten wir im Fahrwasser Roompot zur Roompot Marina. Ca 2 Meilen vor der Marina umfuhren wir noch zwei Regattafelder mit Lasern und Optis großräumig. Die Crews
der begleitenden Schlauchboote teilten uns mit, wie die Wettfahrtstrecken gelegt waren. Ein großer Teil der jungen Regattasegler flitzte in der Hafeneinfahrt rechts und links von unserem Schiff
vorbei. Um 17:40 Uhr legten wir in der Box 368 an. Die letzten Vorbereitungen für das Nordseesegeln trafen wir am Abend. Strecktaue auf dem Deck anbringen, Rettungswesten kontrollieren und das
Rettungs- und Bergesystem Seculift LWS25 in der Backskiste griffbereit positionieren, die Markierungslampe für Mann-über-Bord bei Nacht in ihrer Halterung befestigen und das Kartenmaterial auf dem
Kartentisch platzieren.
2. Tag Roompot Marina - Nieuwpoort (53,0 nm)
Um 06:10 Uhr war Auslaufen angesagt um den mitlaufenden Strom zu nutzen und das Seegat der Oosterschelde zu verlassen. Unter Maschine fuhren wir in der Dunkelheit zur Roompotsluis. Nach Anfunken über
VHF 18 öffnete die Schleuse ihre Tore. Nach dem Schleusen um 07:00 Uhr setzen wir im Sonnenaufgang die Segel. Sobald wir das Fahrwasser Onrust erreichten, steuerten wir auf den ersten Wegepunkt, die
Fahrwassermitteltonne Kaloo. Von hier aus segelten wir mit 225 Grad auf den nächsten Wegepunkt, die Ansteuerung von Nieuwpoort. Der Weg führte zwischen der Nieuwpoort Bank und Stroombank hindurch.
Der immer mehr zunehmende Nordostwind hatte bis 14 Uhr 5-6 Bft erreicht und ließ uns zügig voran kommen. Um 14:25 segelten wir in den Hafenkanal von Nieuwpoort. An der Gabelung zu den verschieden
Yachthäfen bargen wir die Segel. Um 15 Uhr gingen wir längsseits an den Steiger der Watersportkring Luchtmacht, etwas später verlegten wie die Asgaard noch in Box A2. Ein ausgedehnter Spaziergang
führte uns rund um den Hafen und ins angrenzende Naturschutzgebiet.
3.Tag Nieuwpoort - Dunkerque (19,0 nm)
Unser erster Weckruf an diesem Morgen um 4 Uhr diente nicht dem Ziel des Auslaufens, sondern einem besonderen astronomischen Phänomen. Die Mondfinsternis des Riesenmondes wollte beobachtet werden.
Beinahe eine Stunde lang verfolgten wir gespannt mit Kamera und Fernglas die besonderen optischen Ereignisse am Firmament. Nach einem ausgiebigen Frühstück setzen wir, um 09:55 Uhr, sofort nach dem
Ablegen die Segel, mit dem Ziel, die belgische Gastlandflagge gegen die Tricolore zu tauschen. Nach Verlassen des Hafenkanals brachten wir noch den Bullenstander aus und liefen mit 260 Grad auf den
Wegepunkt, die erste grüne Tonne des Fahrwasser Trapegeer, zu. Von hier aus ging es mit 240 Grad auf die Tonne E11 weiter und auf die E9. Das Fahrwasser ist spärlich betonnt und führt zwischen den
Bänken Broers Bank, Bank Smal und Bank Hills hindurch. Achtung, ab hier wechselt das Fahrwasser nach Dünkirchen die Betonnung, es gibt nur noch rote Tonnen, die man Steuerbord liegen lässt. Der
östliche Wind legte immer mehr zu. Erst bargen wir die Genua II. Der Wind erreichte gegen 13 Uhr die Stärke 7. Das Boot fing an zu surfen und lief Gefahr, aus dem Ruder zu laufen, das Log zeigte bis
zu 10 Knoten an. Wir bargen das Großsegel, setzten wieder die Genua und segelten die letzten drei Meilen bis zur Hafeneinfahrt. Zwischen den mächtigen Molenköpfen nahmen wir das Vorsegel herunter und
motorten bis zum Yachthafen Port du Grand Large. Hier legten wir um 14:15 Uhr am Gaststeiger an. Durch das sehenswerte Stadtzentrum schlenderten wir am Nachmittag und ließen die Sehenswürdigkeiten
wie den Tour du Leughenaer, die Eglise Saint-Éloi, den Belfried Saint Eloi, das Rathausgebäude und die Porte de la Marine. Am Mahnmal, das am Rand des Strandes errichtet wurde, erfuhren wir viel über
die Schlacht von Dünkirchen, den Rückzug der britischen und französischen Truppen im Jahr 1940 und deren Evakuierung nach England, die Operation Dynamo.
Das Studieren der Seewetterberichte der verschiedenen Wetterdienste Meteo France (Frankreich), KMI (Belgien) und KNMI (Niederlande) ließ uns den Entschluss fassen nicht weiter Richtung Westen zu
segeln. Der Wind sollte für die nächsten Tage weiter aus östlichen bis nordöstlichen Richtungen kommen und im Tagesverlauf immer von 5 Bft. auf 7 Bft zunehmen. Der Gezeitenstrom lief erst ab Mittag
Richtung Osten. Kreuzen gegen den Strom ist mit Raumgewinn nach Luv kaum möglich. Also mussten wir schon teilweise die Konstellation Wind gegen Strom hinnehmen. Die Kunst für die nächsten Tage sollte
es sein, jeweils bei schwachem Gegenstrom zu starten und im Hafen zu sein, bevor der Wind seine 7 Bft erreicht hat. Uns war auch klar, dass sich zwischen flämischen Bänken eine unangenehme See
aufbauen würde.
4.Tag Dunkerque - Nieuwpoort (21,8 nm)
Um 11:35 Uhr liefen wir aus. Im Hafen setzten wir schon die Segel, das Groß im ersten Reff, als Vorsegel wählten wir die High-Aspect-Fock. Nachdem wir den Hafenkanal verlassen hatten, gingen wir auf
Kreuzkurs und kreuzten durch die enge, lange Ansteuerung von Dünkirchen Richtung Nieuwpoort. Um 13:20 Uhr durchfuhren wir den ersten Teil des Trapegeers. Der Wind hatte inzwischen auf 6 Bft.
zugenommen und zwischen den Bänken stand eine kurze, 1,5 Meter hohe, kreuz und quer rollende Welle, die permanent das Vorschiff und das Laufdeck überrollte. Das Segeln hatte etwas vom Schleudergang
in der Waschmaschine. Nach Verlassen des Trapegeers kreuzten wir weiter Richtung Niewpoort. Das Anemometer zeigte inzwischen 6-7 Bft. Mit dem Motor auf Stand-By segelten wir in die Hafeneinfahrt und
weiter im Hafenkanal. Kurz vor unserem bekannten Yachthafen des WSKLUM fielen die Segel und wir machten um 14:25 Uhr in der altbekannten Box A2 fest.
Im Schleudergang über die flämischen Bänke
5.Tag Nieuwpoort – Oostende (17,3 nm)
Gegen 11:25 setzten wir die Segel, direkt neben unserem Liegeplatz. Es schien so, als sollten wir weit nach draußen laufen müssen. Für das Gebiet Lombardsijde waren seewärtige Schießübungen
angekündigt, doch als wir im Hafenkanal die Stelle passierten, wo das Warnschild steht, wurde es gerade weggeklappt. Ein kurzer Zuruf an den Uniformierten, „Is it ok to sail the direct way to
Oostende” wurde bestätigt “yes, we have finished the target practice”. So gingen wir direkt auf Kreuzkurs. Der Wind nahm wie tags zuvor immer mehr zu. Wir kreuzten zwischen den Bänken Nieuwpoortbank,
Balandbank und Stroombank hindurch und vermieden bei Wind gegen Strom die flachen Passagen. Bei Bft 6-7 liefen wir in Oostende ein. In der Mercatorsluis wurde uns während des Schleusens ein
Liegeplatz zugewiesen. Nach dem Schleusen passierten wir noch zwei Brücken und machten um 15:15 Uhr in der Box B31 fest. Der Mercatorhafen liegt mitten in der Stadt und hat dadurch ein besonderes
Flair. Mit wenigen Schritten erreicht man die Fußgängerzone und ist nach kurzem Spaziergang durch die Stadt auch gleich an der Strandpromenade und an den Außenmolen, die man bis zu den
Einfahrtsfeuern des Hafens begehen kann. Der abendliche Rundgang bot viele tolle Ausblicke maritimer Art auf Leuchtfeuer und die beleuchtete Betonnung der Schiffahrtsstraßen und kultureller Art auf
die imposante gotische St. Petrus und Paulus Kirche und auf moderne, wunderbar illuminierte Skulpturen an der Strandpromenade.
6.Tag Oostende – Zeebrugge (23,2 nm)
Um 11:45 Uhr funkten wir die Mercatorsluis an, kurz danach legten wir ab und schleusten, nachdem wir zwei Brücken passiert hatten, um 12:05 Uhr. Zügig ging es 2,5 Meter nach unten. Wir verließen die
Schleuse und wollten gerade das Großsegel setzen, als uns ein Polizeiboot, das steuerbord am Steiger lag, nachdrücklich bat, bei ihnen längsseits zu gehen. Nachdem wir Rede und Antwort über unsere
Herkunft und Ziel gegeben hatten, wurden ausgiebig die Bootspapiere kontrolliert. Die Aktion dauerte gut 25 Minuten. Dann bekamen wir unser Papiere ohne Beanstandung zurück. Das Groß im 1ten Reff und
die HA-Fock setzten wir um 12:40 Uhr. Dann kreuzten wir bei zunehmenden östlichen Winden Richtung Zeebrugge. Bei gut 6 Bft liefen wir, nachdem wir uns über VHF 71 bei der Portcontrol angemeldet
hatten, Zeebrugge an. Vor der Hafeneinfahrt stand, bei 3,5 Knoten setzendem Querstrom gegen den starken Wind, eine 2,5 Meter hohe Welle. Die Asgaard surfte mit bis zu 12 Knoten Fahrt auf dem GPS die
brechenden Wellen hinab. Die chaotische See ging noch bis gut bis 2 Kabellängen in das Hafenvorbecken, begünstigt durch Nehrströme. Danach nahmen wir die Segel runter und fuhren unter Maschine den
vorgeschriebenen Weg durch die diversen Hafenbecken bis zum Yachthafen. Um 16:50 Uhr legten wir am Passantensteiger des Royal Belgian Sailing Club an.
7.Tag Zeebrugge – Stellendam (61,1 nm)
Um 06:35 Uhr nimmt der Diesel seine Arbeit auf, wir fahren in der Dunkelheit durch die diversen Hafenbecken. Ein großer Autofrachter kreuzt noch unseren Weg, danach setzen wir die Segel, Genua II (am
Vorabend gegen die HA-Fock getauscht) und das Groß ohne Reff. Für heute sind moderate Wind (NE-E 3-4) und Seegangsverhältnisse angesagt. Beim Passieren der Hafeneinfahrt erscheint langsam das
Morgenrot. Als erster Wegepunkt ist die Fahrwassermitteltonne Kaloo im Plotter eingegeben. Kurs 30 ° hoch am Wind. Der auf Nordost drehende Wind lässt uns ab 9 Uhr den direkten Kurs nicht mehr
laufen. Wie fahren weiter hoch am Wind mit 10 – 20°. Gegen 14:15 Uhr erreichen wir die Reede an der Schouwenbank. Hier wenden wir und segeln mit 125 ° in Richtung Geul von Banjaard. Um 15:00 Uhr
wenden wir erneut, der mittlerweile mitlaufende Strom und der leicht drehende Wind nach Ost lassen uns wieder 40° über Grund laufen. Es folgen noch zwei weitere Wenden, schließlich können wir den
Kurs auf den Wegepunkt der Ansteuerung ins Slijkgat halten. Um 18:40 Uhr fahren wir ins Slijkgat ein. Im Verlauf der Gats kreuzen wir weiter Richtung Stellendam. Um 19:30 Uhr bergen wir in der
Dämmerung die Segel. Das Risiko erscheint uns zu groß, in dem zum Teil unbefeuerten Gat die letzten drei Meilen zu kreuzen. Um 20:15 Uhr legen wir vor der Goereese Schleuse an. Über VHF 20 funken wir
die Schleuse an, die uns mitteilt, dass von der anderen Seite gerade ein Berufsschiff einfährt und wir dann, um ca. 20:45 Uhr, schleusen können. 20:40 Uhr fahren wir in die Schleuse ein, 21 Uhr
verlassen wir die Schleuse um schließlich um 21:15 Uhr, nach ca. 15 Stunden Fahrt, am Steiger A der Marina Stellendam festzumachen.
8.Tag Stellendam – Middelharnis (15,8 nm)
Eigentlich wollten wir über die Nordsee in die Osterschelde fahren. Um 10:50 Uhr schleusten wir in der Goereese Sluis. Laut Stromatlas sollten wir die ganze Zeit den Strom mit haben. Der
Wetterbericht sagten nordöstliche Winde der Stärke 2-3 voraus, die ab Nachtmittag auf Südwest drehen sollten. Die ersten 2 Meilen kamen wir unter Segeln gut voran, danach ging der Wind zurück. Wir
tauschten noch die Genua gegen den Booster, anfangs lief das Boot auch noch 4 Knoten, bis der Wind fast gänzlich einschlief. Wir entschlossen uns zurück zu fahren, denn auf über 30 Meilen motoren
hatten wir keine Lust. Der Wind drehte erstaunlicher Weise langsam auf Nordwest mit der Stärke 1 – 1,5 Bft.. Wir segelten einen Teil zurück, schließlich nahmen wir die Segel runter und fuhren 1,5
Meilen zurück zur Schleuse. Nach dem Schleusen um 15:00 Uhr segelten wir mit Groß und Booster mit 2- 2,5 Knoten durch das Aardappelgat Richtung Middelharnis. Um 18 Uhr wurden vor der Hafeneinfahrt
die Segel geborgen. Jetzt folgte die Fahrt durch den ca. 1,5 Meilen langen Hafenkanal unter Maschine. Der Hafen war erstaunlicherweise total überfüllt. An den zwei langen Gaststeigern lagen die
Yachten schon im Dreierpäckchen. Wir fuhren weiter bis zum Ende in den kleinen Stadthafen. Hier erwischten wir eine frei Box. Abends gingen wir beim Italiener in Middelharnis essen. Besonders lecker
war die Calzone frutti di mare, gefüllt mit Muscheln, Krabben, Hering und Aal. Abends saßen wir noch warm eingepackt im Cockpit und beobachteten das Treiben vor und in den diversen Restaurants und
Kneipen.
9.Tag Middelharnis – Bruinisse (33,2 nm)
Skippers birthday – Wunsch des Geburtstagskinds, abends Muscheln essen zu gehen. Wo kann man dies besser als in Bruinisse. Um 10:50 Uhr legen wir ab. Nach der Fahrt im Hafenkanal wird die Genua II
und das Groß gesetzt und fahren mit Kurs 135° zur Haringvlietbrug. Tiengemeten lassen wir dabei südlich liegen. Leider verpassen wir das Öffnen der ¬Brücke um wenige Minuten. Wir kreuzen ca. eine ¾
Stunden vor der Brücke. Kurz vor der Brückenöffnung um 14 Uhr bergen wir die Segel und fahren danach bis zur Volkeraksluis unter Maschine. Nach dem Schleusen um 14:45 Uhr setzen wir wieder die Segel
und kreuzen im Volkerak bei südwestlichen Winden der Stärke 3 Richtung Krammersluis. Nach 16 Wenden können wir den direkten Kurs anlegen, erst mit 270° durch das Noordergat und dann mit 290° zur
Krammersluis. Um 15:50 Uhr nehmen wir die Segel runter und können direkt in die steuerbord Schleusenkammer einlaufen. Die Schleuse verlassen wir um 18:20, nun kreuzen wir dem Sonnenuntergang entgegen
zur Grevelingensluis. Hier schleusen wir um 19:30 Uhr ins Grevelinger Meer. Von hier aus fahren wir in der Dunkelheit zum Yachthafen Bruinisse, wo wir um 19:50 Uhr am Kopfsteiger H festmachen.
Schnell noch das Boot fertig machen und dann ab ins Restaurant. Leider erwartet uns eine Überraschung. Sonntagabend ist nichts mehr los und wir erfahren im Rastaurant, dass die Küche schon
geschlossen ist. Dann zurück an Bord, aus der Pantry gibt es frische Pfannekuchen, belegt mit Walnußsalami und Gorgonzola-Käse – echt lecker.
10. Tag. Bruinisse – Dintelmond (13 nm)
Um 10:45 Uhr beginnt die letzte Etappe zum Heimathafen. Um 11:05 schleusen wir bereits in der Grevelingensluis. Nach der Ausfahrt geht es nur mit der Genua II zur Krammersluis. Nach dem Bergen des
Vorsegels legen wir um 12 Uhr am Wartesteiger an. Nach 10 Minuten öffnet die Schleuse. Nach dem Schleusen setze wir das Groß und die Genau II. Bei Südost Wind der Stärke 4-5 fahren wir zügig durch
den Volkerak entlang der Reactietonnen. Ab 13:25 Uhr können wir mit 80° den direkten Kurs auf die Einfahrt Dintelsas absetzen. Die Segel werden um 14:00 Uhr geborgen und wir fahren durch die offen
stehende Manderssluis. Kurz danach legen wir in der Heimatbox an.
287,4 nautische Meilen stehen auf der Logge
Nautische Unterlagen: Törnführer: Reeds 2015, North France & Belgium Crusing Companion, Holland 1 • Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, Niederländische Seekarten Kartenserie 1801, 1805 und
1807 • Gezeiten: NL-Tides HP33D
1.Tag Dintelmond - Roompot Marina (29,9 nm) – Am ersten Reisetag segelten wir auf unseren heimatlichen Gewässern Volkerak und Oosterschelde zuerst mit weniger Wind, dann mit guten 4-5 Bft.
zügig Richtung Roompot. An der Krammersluis spürte man bereits deutlich, dass das lange Wochenende von sehr vielen Seglern genutzt wurde. Es knubbelt sich bei den mittäglichen Schleusungen stark,
obwohl eine neue technische Einrichtung die Schleusung in der nördlichen Schleusenkammer bedeutend schneller gemacht hat. Direkt nach der Einfahrt und vor der Ausfahrt wird als Schranke bzw. Sperre
zwischen Süß- und Salzwasser ein Vorhang aus Luft eingeblasen. Dadurch entsteht in der Schleusenkammer teilweise ein „Sprudelbad“, in dem allerdings problemlos gefahren werden kann. Die Technik macht
das sehr zeitaufwändige Austauschen von Salz- und Süßwasser, das Spülen der Schleuse, überflüssig. Die Zeelandbrug können wir mit unseren 14,80 m Masthöhe nur noch bei absolutem Niedrigwasser
durchfahren, daher warten wir auf die Brückenöffnung, die allerdings diesmal beinahe direkt mit unserer Ankunft dort passiert. Nach der Durchfahrt binden wir gleich beim Segelsetzen das erste Reff
ein und sind immens schnell in der Roompot Marina. Auch hier herrscht Hochbetrieb und an den Außensteigern liegen die Boote bereits in Päckchen. In unserer Box haben wir alle Ruhe und gehen recht
früh in die Koje, da es am kommenden Morgen zeitig raus auf die Nordsee geht.
2.Tag Roompot Marina - Oostende (44 nm) – Für die Fahrt auf der Nordsee sind wir wie immer gut gerüstet: Ölzeug, Rettungswesten, Sorgleinen für unsere Sicherheit, unter Deck alles fest, kippsicher und stoßfest verstaut. Snacks, kalte und warme Getränke sind griffbereit. Als Beseglung haben wir die Genua II ausgewählt, die bei der vorhergesagten Windstärke die passende Größe hat. Um 06.30 Uhr verlässt die Asgaard den Hafen. Nach dem Schleusen geht die Fahrt mit 265° durch das Fahrwasser Hompels auf einen Wegepunkt nah der Tonne Kallo. Ab hier geht es mit 225° auf die Ansteuerungkoardinaten von Oostende. Für den Tag sind wir mit Winden aus Nord-Nordost unterwegs. Die Windstärken von 4 Bft. bis zu Böen von 6 Bft. lassen die See bis zu 2 Meter Wellenhöhe anwachsen. Ein gleichmäßiges Wellenbild bildet sich zwischen den Bänken allerdings nicht aus, sondern es läuft recht kraus mit einzelnen Kreuzseen. An einer Stelle mit mehr als ausreichender Wassertiefe passieren wir die Wenduinbank. Recht ruppig geht es vor den Molenköpfen von Oostende zu, denn die Strömung setzt hier mit bis zu 3 Knoten quer zur Einfahrt und vor der Hafeneinfahrt bildet sich eine kurze, steile Welle. Mit zweimaligem Schiften der Segel steuern wir ins Hafenvorbecken und nehmen dort vor Wind und Welle geschützt die Genua herunter. Nach Anmeldung per Funk an der Mercator Schleuse wird uns gleich auch ein Platz im Mercator Hafen zugewiesen. Am späten Nachmittag schlendern wir gemütlich durch die Fußgängerzone, shoppen Wein, Käse und belgische Waffeln und sitzen noch lange, allerdings warm angezogen, draußen im Cockpit.
3. Tag Oostende - Nieuwpoort (21,5 nm) – Die 21,5 Seemeilen, die wir von Oostende nach Nieuwpoort zurücklegen, haben es in sich. Die westlichen Winde machen das Kreuzen nötig und das ist bei Windstärken, die zu Beginn bei 6 Bft. lagen und später dann bei 5 Bft., zwischen den Sandbänken zu einer ruppigen Angelegenheit. Eine sehr chaotisch laufende Welle bis zu 1,5 Metern sorgte gerade nicht für eine ruhige Fahrt. Die Stroombank und die Nieuwpoortbank wollten wir bei der Windstärke nicht queren, sondern umfuhren sie, bzw. kreuzten zwischen den Bänken durch. Am Ende konnten wir den Kurs auf die weithin sichtbaren Molenköpfe anlegen. Wir genossen die Fahrt unter Segeln im langen Hafenkanal, bis wir kurz vor den sich aufteilenden Yachthäfen die Segel bergen konnten. Über UKW-Kanal 72 ließen wir uns einen Liegeplatz im Yachthafen WSK LuM (Watersportkring Luchtmacht) zuweisen. Am windgeschützten Platz grillten wir auf unserem Gasgrill im Cockpit und genossen die Ruhe des den Hafen umgebenden Naturschutzgebietes.
4. Tag Nieuwpoort - Middelburg (48,8 nm) – Die Wettervorhersage der einzelnen Dienste – KNMI, Meteo France und Maritime Dienstverlening en Kust Belgien – für die kommenden Tage ließen uns unser Ziel, weiter nach Frankreich zu fahren, verwerfen. Ein Tiefdruckgebiet mit ausgeprägter Trogachse zog heran. Windstärken von bis zu 8 Bft., Gewitter, Hagelschauern und Böen bis 45 Knoten wurden vorausgesagt. Wir entschieden uns, den Schutz der Zeeländischen Gewässer zu suchen, um dort die Möglichkeit zu haben, weiter zu segeln und nicht mehrere Tage im Hafen verbringen zu müssen. Um 09.45 Uhr verließen wir Nieuwpoort und setzten zügig im Hafenkanal die Segel. Nach dem Umfahren der Stroom- und der Wenduinbank legten wir direkten Kurs Vlissingen an. Mit nachlassendem Wind wechselten wir Genua II gegen den Booster, der mit seinen 48 m² viel Vortrieb bringt. Mit wieder auffrischendem Wind tauschten wir kurz vor der Einfahrt in die Westerschelde erneut die Vorsegel. Ungefähr eine Seemeile vor der Einfahrt in den Fährhafen Vlissingen zur Seeschleuse, setzte der inzwischen gekenterte Strom der Westerschelde mit 2-3 Knoten gegen uns, so dass wir die Maschine zur Unterstützung dazu nahmen. Kaum hatten wir die Segel im Fährhafen geborgen, öffnete die Schleuse. Der Kanal durch Walcheren läßt sich im ersten Teilstück durch Bebauung, Baumbestand und diverse Brücken nicht besegeln. Wir passierten 5 Brücken nach deren Öffnung unter Maschine und legten um 20.05 Uhr direkt vor dem Hafenbüro in Middelburg an. Da der Hafenmeister nicht mehr anwesend war, blieben wir die Nacht über dort liegen. Ein abendlicher Spaziergang führte uns durch die schöne Altstadt von Middelburg. Die ehemals bedeutende Hafenstadt besaß früher einen offenen Zugang zur Nordsee. Später wurde ein Kanal von Middelburg nach Veere gebaut. Ein eindrucksvolles Bild, das wir im Internet in der Historie der Stadt entdeckten, zeigt den regen Schiffsverkehr auf dem Kanal.
5. Tag Middelburg - Wolphaartsdijk (11,6 nm) – Nach eingehendem Studium der aktuellen Wetterberichte liefen wir morgens bereits um 08.20 Uhr aus, um dem ab Mittag aufziehendemUnwetter mit Starkregen aus dem Weg zu gehen. Noch im Hafen setzten wir die Genua II und segelten mit achterlichemWind das Kanalstück bis zur Schleuse Veere. Nach Anruf auf Kanal 18 schleusten wir in der historischen Schleuse und setzten unsere Fahrt auf dem Veerse Meer fort. Der auffrischende Wind, 6-7 Bft. auf unserem Windmesser, und die im Rücken aufziehende Wand der Nimbostratus Bewölkung, ließen uns den Hafen Wolphaartsdijk anlaufen. Mit dem Bug im Wind hatten wir am Gaststeiger festgemacht und verbrachten gut geschützt den Nachmittag unter Deck.
6. Tag Wolphaartsdijk - Sint Annaland (17.9 nm) – Auch an diesem Tag ließ der Wind nicht nach. Der Wetterbericht sprach sogar von Gewitterfronten, Hagelschauern und Böen von 40-45 Knoten. Um 11 Uhr legten wir in Wolphaartsdijk ab und setzten sofort nach der Hafenausfahrt unsere Genua II. Zur Zandkreekschleuse ist es nur ein kurzes Stück und wir ließen das Segel vor der Schleuse herunter. Ein Anlegen an einem Wartesteiger war kaum möglich, da der starke Wind direkt auf dem Steg stand. Es blieb also nur eine lange Wartezeit von einer halben Stunde unter Maschine. Der 6 bis 7-ner Wind blies in die nach Westen offene Schleuseneinfahrt und machte das Schleusenmanöver diesmal besonders schwierig. Durch das Zandkreek und die Oosterschelde ging die rasante Fahrt unter Vorsegel bis zur Zeelandbrug. Da inzwischen Windstärke 7 mit stärkeren Böen vorherrschte, öffnete die Brücke nur temporär und wir konnten sie nicht passieren. Das neu gesteckte Ziel war Sint Annaland. Nach weiteren Seemeilen auf der Oosterschelde und dem Krabbenkreek erreichten wir den Hafen von Sint Annaland um 14.25Uhr. Am Nachmittag fegte eine Gewitterfront nach der anderen über unser Schiff. Hagelschauer ließen zentimerterdicke Schichten von Eiskörnern auf dem Deck und im Cockpit zurück. Die Wolkenformationen zeigten, dass die Atmosphäre sich immer noch nicht beruhigt hatte.
7. Tag Sint Annaland - Stellendam (40,6 nm) – Um 08.30 Uhr starteten wir die Maschine, setzten noch im Hafen die Segel und fuhren durch das Krabbenkreek in das Fahrwasser der Oosterschelde. Im Schleusenvorbecken der Krammersluis bargen wir die Segel und hatten gleich freie Durchfahrt in die Schleuse. Wir schleusten diesmal in der Spülschleuse, die Salz- und Süßwasser austauscht und eine dementsprechend lange Verweilzeit mit sich bringt. Durch den Volkerak pflügten wir mit gutem Speed und ließen die Einfahrt zu unserem Heimathafen nicht links, sondern an Steuerbord liegen.Die Volkerakschleuse öffnete sich ebenfalls sofort nach unserer Ankunft. Nach der Ausfahrt banden wir das erste Reff ins Großsegel und fuhren allein mit dem Großsegel zur Haringvlietbrug, da es noch beinahe eine halbe Stunde bis zur Öffnung dauerte. Mit dem Groß fuhren wir vor der Brücke auf und ab und warfen den Motor erst ganz kurz vor der Durchfahrt um 13 Uhr an. Weiter ging es auf einem Kreuzkurs durch das Haringvliet, vorbei an Tiengemeten, Middelharnis und Hellevoetsluis nach Stellendam. Mit 40,6 Seemeilen auf der Logge machten wir am Meldesteiger fest. Eine Box wies uns der Hafenmeister über Mobiltelefon zu, da er bereits im Feierabend weilte.
8. Tag Stellendam - Zierikzee (47,1 nm) – Die Nordsee rief uns mit guten Wind- und Wetterbedingungen und wir schleusten um 10.30 in der Goree’se Sluis ins Slijkgat, das wir Richtung offene See durchkreuzen. Da es stellenweise sehr eng betonnt ist, waren geschlagene 23 Wenden nötig, bis wir das Fahrwasser verlassen. Der neue Kurs wurde auf einen Wegepunkt zwischen den Tonnen des Geul von Banjaard gesetzt. Hoch am Wind segelten wir in den Geul. Später knickte der Kurs immer mehr Richtung Ost ab und wir fuhren Halbwind-Kurse. Von betonnten Geul von Banjaard ging es fließend in das Fahrwasser Oude-Roompot und später zur Roompot Sluis. Gemeinsam mit zwei Fischkuttern schleusten wir in die Oosterschelde und segelten mit dem letzten mitlaufenden Strom nach Zierikzee. Am Kopfsteiger des Klubhafens WSV Zierikzee machten wir um 19.55 Uhr fest.
9. Tag Zierikzee - St. Annaland (11,1 nm) – Ein ausgiebiger Bummel durch die historische Altstadt von Zierikzee und einige Einkäufe in den gut sortierten Geschäften ließ uns den Vormittag vertrödeln. Erst um 11.20 Uhr motorten wir durch den Hafenkanal bis zur Zeelandbrug, die wir bei der Brückenöffnung um 11.42 Uhr passierten. Bei schwachen südwestlichen Winden segelten wir Butterfly mit Großsegel und unserem Booster bis zum Krabbenkreek. Hier shifteten wir den Booster und segelten bis kurz vor St. Annaland, wo wir beide Segel bargen.
10. Tag St. Annaland - Roompot Marina (17,6 nm) – Wie gewohnt, waren wir zu Pfingsten mit Kristianes Bruder im Ferienpark De Banjaard zum Grillabend verabredet. Auf der kurzen Wegstrecke dorthin begleiteten uns Windstärken von 2 bis 5/6 Bft.. Im Hafen setzten wir Groß und Genua II, kreuzten durch das Krabbenkreek und düsten zügig Richtung Zeelandbrug. Wie bestellt öffnete die Brücke, so dass wir nur die Genua kurz herunter und danach wieder heraufziehen mussten. Der Motor wurde bei der Brückendurchfahrt natürlich ebenfalls sicherheitshalber laufen gelassen. Das letzte Stück über die Osterschelde flog die Asgaard bis zur Roompot Marina. Die 17,6 Seemeilen wurden in 2 Stunden und 10 Minunten bewältigt, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 Knoten ergibt. Der gemütliche Nachmittag und Abend im Minigarten des Ferienhauses war ein schöner Ausgleich zu den sportlichen Segelstunden, die wir zuvor verbracht hatten. Jede Menge Grillgut, Salat, Kräuterbutter und Kartoffeln sorgten für das leibliche wohl. Ein leckeres Grolsch und ein echt guter Kräuterbitter aus Zierikzee rundeten das Mahl ab. Natürlich dürften auch Vanillevla mit Schokostreuseln als Abschluss nicht fehlen. Noch lange erfreuten wir uns am Plauschen im Garten und wurden erst von der einsetzenden Kühle des Abends ins Haus getrieben.
11. Tag Roompot Marina - St. Annaland (die 3.) (17,8 nm) – Gegen 12.25 Uhr verließen wir den Hafen. Wieder wurde bei schwachem Wind auf den großen Booster und das Großsegel gesetzt. Ein zwischenzeitlicher Anruf, ließ uns von unserem Plan Abstand nehmen zum Heimathafen zurück zu laufen. Alfred und Petra waren mit Ihrer Inspiration (Feeling 326) in den Urlaub gestartet. Kurzer Hand verabredeten wir ein Treffen. Wo? – natürlich in Sint Annaland. Wir segelten wiederholt zur Zeelandbrug, die wir dann aber doch nicht an der zu öffnenden Brücke durchfuhren, sondern an einer festen Durchfahrt. Das Niedrigwasser sorgte für eine Durchfahrtshöhe von 16,1 Metern und das ist mit Sicherheitsabstand gerechnet absolut in Ordnung. Dennoch war uns beim passieren der Brücke etwas mulmig. Nach der Brücke segelten wir wieder Butterfly und schließlich schifteten wir den Booster bei der Einfahrt ins Krabbenkreek. Wir konnten in Sint Annaland direkt in einer Box festmachen, da die Inspiration-Crew uns einen Platz reservierte und per SMS die Boxennummer India 10 mitteilte. Es gestaltete sich ein redseliger Abend, wo wir ein paar Tipps mitgaben, da Alfred und Petra auch Richtung Belgien fahren wollten.
12. Tag St. Annaland - Dintelmond (16,0 nm) – Früh morgens um 7.25 Uhr schlichen wir uns aus dem Hafen. Wir starten so früh um dem Pfingstwochenend-Charter-Schleusen-Chaos zu umgehen. Durch den engen Krabbenkreek motorten wir, da das auflaufende Wasser und der Wind gegen uns waren. Danach wurde die Genua und das Groß gesetzt und die Yacht segelten zügig zur Krammersluis. Mit 4 anderen Yachten schleusten wir direkt nach Ankunft an der Schleuse in den Volkerak. Nach 25 Minuten Schleusenaufenthalt ging die Fahrtzurück in unseren Heimathafen. Um 11.05 Uhr machten die Asgaard der Heimatbox fest.
Wir passierten 8 zu öffnende Brücken, schleusten 12 mal und befuhren den Kanaal door Walcheren und hatten letztendlich 321,9 nautische Meilen mit einem reinen Segelanteil von 93% auf der Logge.
In Berlin nahm die Crew am Samstagabend im feierlichen Ambiente des Maritim proArte Hotel eine Medaille entgegen. Die Laudatio lautete wie folgt: „Sportlich“, die Rückverlegung der in Hamburg werftüberholten Dehler-Yacht ASGAARD in die Niederlande. Mit Lebensgefährtin Kristiane Helmhold führte Thomas Saueressig, Segelklub Bayer Uerdingen, seine Optima 101 über Unterelbe, Cuxhaven und bei geschickter Nutzung des günstigen Wetterfensters nonstop entlang der Ost- und Westfriesischen Inseln bis zum Eingang des Nordzeekanals nach Ijmuiden. Wieder nordwärts ging es buten zur Waddenzee, über Texel nach Harlingen und durch Ijsselmeer und Markerwaard schließlich nach Amsterdam. 395 segelfreudige Meilen in nur 9 Fahrtagen!
Logbuch wie Reisebericht vernitteln das Bild einer seesportlich flotten Herbstreise mit der die kleine Crew sicherheitsbewusst gute Seemannschaft und nautische Kompetenz unter Beweis stellt. Kluge Zeitteinteilung und Sinn für kulturtourisitsch Interessantes am Rande der Route ergänzen den fahrtensportlichen Erlebniswert in vorbildlicher Weise. – Deshalb SILBER in Kategorie See.
Nautische Unterlagen: Törnführer: Holland 1 & 2, Nordseeküste Cuxhaven bis Den Helder und Elbe bis Sylt • Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, Niederländische Seekarten - Kartenserie 1801,
1811 und 1812, BSH Sportbootkartenserie D 3014 und D 3015, Elbe-Atlas 2014-2015 • Gezeiten: NL-Tides HP33D, Gezeitenkalender Deutsche Bucht, Gezeitenstromatlas der küstennahe Gezeitenstrom in der
Deutschen Bucht.
1.Tag Hamburg Wedel - Glückstadt (17,4 nm) – Die Elbe kann nicht in einer Tide flußabwärts gefahren werden, da man dem Scheitel der Flut entgegen fährt und deshalb eine zu geringe Zeit den
Strom mitlaufen hat. So führte unser erster Schlag uns nach Glückstadt. Der allzu vorliche Wind verhinderte dabei leider das Segeln. Mit Motorkraft erreichten wir nach rund drei Stunden den Hafen. In
den ersten Stunden legten wir noch zweimal die Asgaard um, da einige Yachten im überfüllten Hafen warteten, um mit dem auflaufenden Wasser Richtung Hamburg zu fahren. Danach konnten wir uns den
berühmten Matjes Spezialitäten widmen.
2.Tag Glückstadt - Cuxhaven (29 nm) – Frühmorgens verließen wir bei kaum Wind den Hafen, motorten eine Stunde flußabwärts und setzten dann bei zunehmendem wind die Segel. Der nordöstliche Wind sorgte für Elbsegeln vom Feinsten. Das Ufer flog nur so vorbei und die großen Pötte, die uns entgegen kamen, sorgten für Kurzweil. Die recht starke Querströmung von ca. 4,5 Knoten vor der Hafeneinfahrt von Cuxhaven erfordert ein starkes Vorhalten, um die Einfahrt genau zu treffen. Aus der anderen Richtung kannten wir dies bereits und daher war es auch diesmal für den Skipper kein Problem. Im Lotsenviertel rüsteten wir die letzten Lebensmittel nach. Dann wurde alles für die Nordsee klargemacht. Strecktaue befestigt, die High-Aspect Fock zum Setzen klargemacht Ölzeug und Rettungswesten bereitgelegt, die Karten genauestens studiert und passend auf den Kartentisch gelegt. Die Wettervorhersage mit Wind aus nordöstlichen bis östlichen Richtungen war bestens, die Nachttemperaturen mild, Regen war auch nicht angesagt. Alles in allem optimale Voraussetzungen für einen großen Schlag über die Nordsee. Dass es am Ende über 200 Meilen wurden, hatten wir in Cuxhaven allerdings noch nicht geahnt.
3. und 4.Tag Cuxhaven - Ijmuiden (204,8 nm) – Mit ablaufendem Wasser segelten wir, erstes Reff im Groß und die mittlere Fock gesetzt, flott aus der Elbmündung. Dem Fahrwasser folgend passierten wir Scharhörnriff. Dann setzten wir den Kurs auf die Tonne Weser 1a ab, so dass wir in ausreichender Entfernung vom Verkehrstrennungsgebiet bleiben würden. Nach ca. 40 Meilen und Querung des Wangerooger Fahrwasserers gaben wir die Ansteuerung Osterems als neuen Wegepunkt ein. Bei achterlichen Winden ging es zügig voran. Mit einbrechender Dunkelheit kamen unsere neuen LED Positionslaternen zum ersten Mal zum Einsatz. Gegen 21 Uhr setzten wir einen Kurs mit 245 Grad ab, der uns zwischen Windpark und Borkum Riff durchführte. Der folgende Wegepunkt führte uns zur Gefahrentonne Ostseite Terschelling. Auf dem Weg mussten wir einem Maschinenfahrzeug ausweichen, dessen Steuermann entweder die Vorfahrtsregeln ignorierte oder irgendwie geschlafen hatte. Unser AIS mit der Darstellung der Fahrzeuge auf dem Plotter erwies uns nicht nur in dieser Situation einen guten dienst. Später in der Nacht zeigte es in einem Umkreis von 4 Seemeilen insgesamt 14 (!) Fischer. Die Flotte fuhr kreuz und quer, mal schneller, mal langsamer und immer unvorhersehbar in den Kursen. Mit einigen kleinen Manövern schlengelten wir uns durch und kamen laut Anzeige nur einmal in den Bereich einer gefährlichen Annäherung. Die Segelnacht verlief somit entspannt und problemlos. Ein halber Mond beleuchtete ab Mitternacht ein wenig die 1 - 1,5 Meter hohen Wellen, zwischen einzelnen Wolken konnten wir immer wieder tolle Sternbilder sehen. Das bekannte floueroszierende Leuchten des Wassers faszinierte uns wie immer absolut. Gegen fünf Uhr gaben wir einen neuen Wegepunkt nördlich Terschelling ein, um von dort aus die Ansteuerungstonne des Seegats von Terschelling anzulaufen. Der Sonnenaufgang um 7.15 Uhr war diffus und die Sonne im umgebenden Dunst kaum sichtbar. Die Ansteuerungstonne des Seegats sollte laut Plotter um 9.30 Uhr erreicht sein, aber wir sahen soweit Auge und Fernglas reichten nichts. Weit und breit keine Tonne zu erkennen. Einem anderen Segler, dessen Positionslichter wir in der Nacht des öfteren an unserer Steuerbordseite gesehen hatten, ging es wohl ähnlich. Er näherte ich der Küste von Vlieland soweit wie möglich und drehte dann wieder ab, um in Richtung Texel zu fahren. Auch wir segelten noch ein Stück Richtung Strand, hielten aus den verschiedensten Blickwinkeln Ausschau nach Ansteuerungs- und Fahrwassertonnen und entschieden dann, weiterzufahren. Eine Fahrt im Blindflug allein mit dem Plotter, dessen Angaben scheint’s auch nicht richtig waren, wäre ein zu großes Risiko gewesen. Die Ansteuerung von Texel durch das Molengat oder das Schulpengat wären schwierig gewesen, da der Strom bis dahin wieder aus den Watten ablief und gegen uns gesetzt hätte. Also segelten wir weiter Richtung Ijmuiden. Dem schwächer werdenden Wind begegneten wir mit dem Ausreffen des Großsegels und mit einem Wechsel von der High-Aspect zur großen Genua 1. Der Hafen von Ijmuiden lässt sich zwar auch problemlos im dunkeln anlaufen, aber wir schafften es noch mit dem letzten Büchsenlicht. Neben der Änderung unserer Route wegen der schlechten Sicht waren es zusätzlich auch militärische Übungen, die uns ein wenig nervös machten. Über Seefunk gab es immer wieder ausdrückliche Warnung oder Sperrung von Seegebieten, die immer wieder aufgehoben wurden, bevor wir diese passierten. Schießübungen von Land aus und auch aus der Luft. Fregatten patroullierten rund um ein quadratisches Manövergebiet und ein dunkler kleiner Turm, der aus dem Wasser schaute, ließ uns auf ein U-Boot schließen. Dass es tatsächlich eins war, sahen wir am kommenden Tag, als es uns im Seegat von Texel mit Geleitschutz entgegenkam.
5.Tag Ijmuiden - Texel (42,9 nm) – Nach intensivem Schlaf führte uns ein wunderschöner Spätsommertag nach Texel. Unter Vollzeug segeln wir mit Halbwind bis zur Ansteuerung Schulpengat. Hier kreuzten wir mit dem Strom bis zur Hafeneinfahrt Oudeschild auf Texel. Auf dem Weg begegnete uns dann das bereits erwähnte U-Boot (Bild) – echt spannend. Im Hafen zeigte unser Sea-Data-Instrument eine Wassertemperatur von 19°C. Dies wurde sofort mit einem kurzen Bad getestet.
6.Tag Texel - Harlingen (27,4 nm) – Am Morgen besichtigten wir in Oudeschild eine alte Seemannskirche und gingen dann noch etwas einkaufen. Nach einem Telefonat mit der Crew der Oeding
(X-46, Vereinsyacht des SKBUe, www.skbue.de) entschieden wir uns, mit der Flut nach Harlingen zu segeln, um uns dort zu treffen. In Cuxhaven hatten
wir uns schon um Tampenbreite verpasst. Die ersten Meilen segelten wir recht zügig im Texelstroom, bis der Wind völlig einschlief. Nach einer Stunde Maschinenfahrt konnten wir den Weg wieder unter
Segeln fortsetzen. Im Noorderhaven gingen wir längsseits an die Oeding. Es folgte ein geselliger Abend mit selbstgebackener Pizza und einigen Seemanns Andekdoten auf der X-46.
Wir beschließen, zusammen mit der Oeding am kommenden Nachmittag ins Ijsselmeer weiterzufahren.
7.Tag Harlingen - Workum (16,7 nm) – Nach einem ausgiebigen Frühstück schlendern wir zusammen mit der Oeding-Crew durch Harlingen. Ein Häppchen Käse hier, eine Portion Kibbeling dort oder
ein Glas von besonderem Wattpflanzen-Honig. Die Fußgängerzone mit zahlreichen Boutiqen erfreut besonders die Damen. Um 16:30 Uhr passieren wir die Klappbrücke vom Noorderhafen. Die Oeding schafft die
Brücke zu diesem Zeitpunkt nicht, sie folgt uns 20 Minuten später. Zügig setzen wir nur das Großsegel, damit der Abstand nicht zu groß wird. An der total überfüllten Kornwederzandschleuse treffen wir
uns wieder. Nach dem Schleusen segeln wir mit Kurs auf die Ansteuerungstonne Workum und Hindelopen, die wir in der Dämmerung erreichen. Hier werden die Segel geborgen. Im Dunkeln fahren wir
durch das Fahrwasser nach Workum. Bei den zahlreichen unbeleuchteten Tonnen, der nördlich gelegenen Untiefe und dem südlichen Steindam nicht ganz einfach. Um 20:15 Uhr nehmen wir zwei nebeneinander
liegende Boxen im Yachthafen von Workum.
8.Tag Workum - Enkhuizen (19,3 nm) – Am Vormittag gegen 10:50 Uhr verließen wir Workum. Das Fahrwasser zwischen dem Steindamm und der Untiefe kam uns deutlich enger vor als am Vorabend bei
Dunkelheit. Mit der Genua III und dem ersten Reff im Groß flogen wir, bei nordwestlichen Winden von 5-6 Bft, beinahe über das Ijsselmeer. Die Yacht fing an zu surfen und zeigte nicht selten 9,5
Knoten auf dem GPS. Vibrationen und Pfeifen im Schiff zeigten uns, dass es bei noch mehr Wind Zeit gewesen wäre, die Segel nochmals zu verkleinern. Doch so erreichten wir in weniger als 2,5 Stunden
Enkhuizen. Der Hafenmeister wies uns eine schöne Box nahe des Zuiderseemuseums zu. Die Oeding, die in Workum noch Besuch an Bord hatte, folgte uns später. Wir organsierten beim Hafenmeister direkt
auch einen Liegeplatz für die über 14 Meter lange Yacht.
9.Tag Enkhuizen (Hafentag) – Einen Tag wollten wir noch mit der Oeding-Crew verbringen, bevor wir weiter Richtung Westen fuhren. Ein Besuch im Zuiderzeemuseum in Enkhuizen stand auf dem Plan. Das Museum mit maritimen Charme zeigt das Leben um die vorige Jahrhundertwende und ist überaus sehenswert. Allein die Vielfalt an
historischen Schiffen im Aussen- und Innenmuseum lassen das Herz eines Seglers höher schlagen. Im Museum aßen wir noch einen frisch geräucherten Hering und zwischendurch "gebakken Mosselen" und
"Kibbeling". Den dazugehörigen "Oude Genever" gab es erst abends.
10.Tag Enkhuizen - Amsterdam (37,9 nm) – Der erste Weg führte uns zum Liegeplatz der Oeding, um uns zu verabschieden. Danach fuhren wir zur Schleuse Enkhuizen. Nach dem Schleusen im Naviduct setzten wir die Genua II und das Großsegel und kreuzten bei südwestlichen Winden durch das komplette Markermeer Richtung Amsterdam. Kurz vor der Brücke in Amsterdam nahmen wir die Segel runter und passierten diese zur Brückenöffnung um 15:40 Uhr. Danach schleusten wir in der Oranjesluis in den Noordzeekanaal. Die Fahrt ging unter Maschine mitten durch City zur neu eröffneten Amsterdam-Marina.
11.Tag Amsterdam - Kaagdorp (20,4nm) – Ab 07:45 Uhr verrichtete der Diesel seine Arbeit. Wir fuhren im Noordzeekanaal Richtung Ijmuiden. Allerdings würden wir in die "staande Mastroute"
Richtung Haarlem abbiegen. Die südwestlichen Winde und die widersprüchlichen Aussagen der Wetterdienste (KNMI SW 5-6, DWD SW 6-7 in Böen 8) für die südwestliche Nordsee ließen uns diesen Entschluß
fassen. Nach dem Passieren der ersten Hebebrücke machten wir nach kurzer Fahrt am Wartesteiger für die Zijkanaalbrug C Rijksweg A9 fest. Die 2-stündige Wartezeit auf die Brückenöffnung verging recht
schnell. Wir tranken Kaffee, lasen etwas und unterhielten uns mit einem englischen Ehepaar, das zwischenzeitlich mit ihre Yacht an unserer festmachte. Nach der Brückenöffnung um 12 Uhr schleusten wir
in der Rijnland-Schleuse und passierten die 10 Klapp- und Hebebrücken von Haarlem. Zwischendurch legten wir am Havenkantoor an und zahlten am Automaten unsere Durchfahrtsgebühr (9,70 Euro für 10
Meter). Der nächste längere Stopp war vor der Autobahnbrücke Kaagbrug und der dazugehörigen Eisenbahnbrücke. Nach der Öffnung um 18:39 Uhr fuhren wir die kurzen Strecke zum Yachthafen Kaagdorp. Die
englische Yacht folgte uns. Abends tranken wir am Bord der Asgaard noch ein Glas Rotwein zusammen.
12.Tag Kaagdorp - Gouda (19,6 nm) – um 09:05 fuhren wir erst einmal zur Tankstelle und füllten den Tank. Die Tankstelle entpuppte sich auch als Yachtshop. Hier bekamen wir zum
Schnäppchenpreis Imhoff-Jacken angeboten, die wir dann auch kauften. Die kurze Fahrt über das Brassermeer nutzten wir zum Segeln. Danach ging es unter Maschine weiter durch Alphen aan de Rijn und
über Kanäle Richtung Gouda. Windmühlen zogen an uns vorbei, auch ein Pizzaboot mit Pizzaofen sahen wir. Alles schien gut in der Zeit und wir sollten die zweistündlich öffnende Eisenbahnbrücke
überpünktlich zur Öffnung um 16:27 Uhr erreichen. Als wir die Brücke erreichten stand auf einer Digitalanzeige: Öffnung 20:27 Uhr. Fast 5 Stunden Zwangspause am Wartesteiger ohne die Möglichkeit das
Land bzw. die Stadt Gouda zu erreichen. Nach der Brückenöffnung bogen wir zügig links ab, um uns im Stockdunkeln eine Liegeplatz beim W.V. Gouda zu suchen.
13.Tag Gouda - Willemstad (32,3 nm) – Mit dem ersten Licht verließen wir Gouda.
Nach kurzer Fahrt scheuste die Asgaard in der Julianasluis in die Hollandsche IJssel.
Die Hollandsche Ijssel steht dem unter Gezeiteneinfluss aus Rotterdam. Mit leichtem Strom "mit" ging es zur Algarabrug in Krimpen a/d Ijssel, die für uns um 11 Uhr öffnete. Mit Gegenstrom durchfuhren
wir die Nieuwe Maas und dann die Noord Richtung Alblasserdambrug, die wir genau zum Zeitpunkt der Brückenöffnung erreichten. In Dordrecht bogen wir, bei starkem Nieselregen und schlechter Sicht in
die Oude Mass ein und gingen nach kurzer Fahrt längsseits an eine niederländischen Yacht in der Wartezone für die Sporbruggen Gouda. Um 14 Uhr passierten wir die Brücke, die Fahrt ging weiter durch
das Dordtsche Kil. Schließlich erreichten wir das Hollands Diep. Der Wind stand uns genau auf die Nase, so dass wir die kurze Fahrt auch hier unter Maschine nach Willemstad fortsetzten.
14.Tag Willemstad - Dintelmond (6,8 nm) – Von Willemstad fuhren wir bei Windstille zur Volkeraksluis. Nach dem Schleusen versuchten wir uns im Segeln. Nach kurzer Zeit bargen wir die Segel jedoch
wieder und fuhren den Rest unter Maschine nach Dintelmond. Nach 4 Monaten Abwesenheit im Heimathafen war es ein richtig schönes Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Beim Einlaufen wurden wir sogleich auf
der Salacia zum Kaffee eingeladen. Hier erzählten wir unsere gegenseitige Erlebnisse der letzten Segelreise. An diesem Tag führten wir noch mehrere Schwätzchen mit Segelfreunden, Stegnachbarn,
Hafenmeistern etc.
Insgesamt fuhren wir 475,5 Seemeilen, davon 349,6 unter Segeln und 125,9 unter Maschine.
Frei nach dem Motto: Nach dem Törn ist vor dem Törn sind wir schon jetzt wieder mit den Planungen für nächstes Jahr beschäftigt. Es wird wohl nach Frankreich und England gehen.
Nautische Unterlagen: Törnführer: Holland 1 & 2, Nordseeküste Cuxhaven bis Den Helder und Elbe bis Sylt • Kartenmaterial: Navionics Gold 28 XG, Niederländische Seekarten - Kartenserie 1801, 1811 und 1812, BSH Sportbootkartenserie D 3014 und D 3015, Elbe-Atlas 2014-2015 • Gezeiten: NL-Tides HP33D, Gezeitenkalender Deutsche Bucht, Gezeitenstromatlas der küstennahe Gezeitenstrom in der Deutschen Bucht.
1. Tag Dintelmond - Stellendam (20,9 nm) – Mit allen nötigen Ausrüstungsgegenständen und einer guten Ration Getränke und Lebensmittel versehen starten wir unseren ersten Tag. Die Fahrt von Dintelmond nach Stellendam verläuft flott, unkompliziert und macht Lust auf mehr. Der böige Wind strengt zwar Steuermann und Steuerfrau an, aber im bekannten Heimatrevier stört das nicht weiter. In Stellendam treffen wir die letzten Vorbereitungen für die Nordsee. Die Rettungswesten werden eingestellt, Lifelines gespannt und unter Deck alles sicher und fest verstaut. Eine komplette Sicherheitseinweisung nach Checkliste erfolgte bereits in Dintelmond. Da für die kommenden Tage ordentlich Wind angesagt ist und auch die Temperaturen nicht wirklich hoch gehen, sind Ölzeug und zur Vorsicht auch eine Mütze bereitgelegt.
2. Tag Stellendam - Ijmuiden (68,7 nm) – Früh um 07.10 fahren wir zur Schleuse und gehen zusammen mit zwei Angelschiffen zügig durch. Auf der Nordsee erwartet uns ein böiger Wind mit bis zu 20
Knoten. Wir kreuzen abschnittweise und binden nach 35 Meilen das 1. Reff ein, weil die Asgaard sich stellenweise nicht mehr allzu gut steuern lässt. Beim hart am Wind Kurs geht das Wasser einige Male
über. Besonders im Mündungstrichter der Maas vor Rotterdam entwickelt sich eine hohe, kurze, chaotische Welle. Dieses Stück ist immer absolut unbequem zu fahren. Keine Probleme bereitet dafür die
Großschifffahrt. Mit Anmeldung bei Maas Entrance auf Kanal 03 haben uns die Mitarbeiter der Verkehrszentrale auf dem Schirm. Wir nutzen das in der Seekarte empfohlen Gebiet zur Überfahrt, die
eingegebenen Wegepunkte in unseren Plotter weisen uns den Weg. Ein beruhigendes Gefühl, denn ab und an wird sogar einer der Riesenpötte dazu verdonnert, auf die kleinen querenden Segelyachten zu
warten und diese vor sich durchfahren zu lassen. Mit einigen, dem Kreuzen geschuldeten, Meilen mehr als geplant erreichen wir am frühen Abend den Hafen von Ijmuiden. Beim Anschluss des
Landstromkabels stellen wir fest, dass die Elektrik* durch die großen Salzwassermengen, die durch den Ankerkasten gespült wurden so gelitten hat, dass sie nicht mehr funktioniert. Der Stromeingang
wird zum Trocknen abgeklebt, das Kabel zum Trocknen in die Kajüte gelegt. Unser Verlängerungskabel schließen wir mit passendem Adapter an, legen es durchs Vorlug direkt in die Kajüte und schließen am
Dreifachstecker das Ladegerät und sonst noch nötige Elektrogeräte an.
*bei der Dehler Optima 101 ist die Landanschlussbuchse im Ankerkasten
3. Tag ijmuiden - Den Helder (40,6 nm) – Als eingefleischte Gezeitenfahrer gehen wir diesmal bereits mit dem ersten Büchsenlicht um 5 Uhr heraus. Bis zur Mittagszeit wollen wir das Schulpengat erreichen, um den Strom nach Den Helder noch mitlaufend zu haben. Wieder kämpfen wir mit starken Winden und Wellen von ca. 2,5 Metern. Gegen 11 Uhr erreichen wir das Gat zwischen Texel und Den Helder und wollen gerade einfahren, als die Pinne sich komplett aus ihrer Halterung löst. Die Mutter der Schraube durch die Pinnengabel war abgeschert, die Schraube gelockert und dadurch die Pinnengabel komplett aufgebogen. Mit mächtigem Schreck schaute die Steuerfrau auf die Pinne in ihrer Hand und die leere wild hin- und herschwankende Pinnengabel. Das Schiff gierte derweil heftig in den Wellen. Schraube und Mutter rettet der Skipper mit schnellem Griff vor dem Kullern ins Wasser. Dann ist schnelles Handeln angesagt, denn auf beiden Seiten wird es schnell untief und die Manövrierfähigkeit muss umgehend wieder hergestellt werden. Motor an, mit der Sicherheitsleine eingepickt und die Segel im hohen Seegang heruntergerupft, dann wird die Pinne wieder notdürftig instand gesetzt: Ein Schraubenzieher und ein Ankerbolzen sind an Stelle der Schraube durch die beiden Löcher geschoben, einige Kabelbinder geben zusätzliche Halterungen ab und am Ende stabilisiert eine dicke Manschette aus Astronautenband die ganze Konstruktion. Das hält jetzt erst mal, aber die Reparatur hat so viel Zeit in Anspruch genommen, dass der Strom inzwischen gegen uns setzt und wir nur noch mit max. 3 Knoten vorankommen. Die letzten unter Seemeilen unter Maschine (um einen erhöhten Ruderdruck zu vermeiden)ziehen sich so über drei Stunden hin. Auf Höhe des Leuchtturms erfolgt die Anmeldung über Kanal 62 bei Den Helder Traffic. Im Königlichen Marine Yachclub Hafen gelingt die Reparatur der Pinne mit Hilfe der Hebelwirkung durch einen Tampen-Knebel, der immer fester herumgezwirbelt wird. So kann die Ursprungsschraube wieder montiert werden. Der Ankerbolzen bleibt zur Sicherung ebenfalls mit drin.
4. Tag Den Helder - Vlieland (50,8 nm) – Nächstes Etappenziel ist Vlieland. Der Wetterbericht gibt Windstärken von 5-6 Bft. an. Um ordentlich mit dem Strom aus dem Seegat von Texel herauszukommen, hätten wir auf dem Weg über die Nordsee den Strom lange gegen uns. Die Entfernung ist mit 45 Seemeilen außen herum genauso lang, wie durch die Watten. So ist schnell der Entschluss gefasst, indoor über Harlingen zu segeln. Die Wattfahrwasser sind sehr gut betonnt und Wind- und Gezeitenverhältnisse lassen diesen Weg problemlos zu. Natürlich ist dieses Segelrevier auch landschaftlich wunderschön und es gibt unterwegs viel zu sehen. Wir kreuzen von Den Helder hinüber zum großen Texelstrom und lassen uns von ihm bis zum Scheurrak mitziehen. Ganz nah fahren wir an den Ijsselmeerdamm heran und halten auf Kornwerderzand zu. Nach einem kleinen Stück hoch am Wind in das Fahrwasser Boontjes hinein nehmen wir die Segel herunter und fahren mit Motor durch das extrem enge Fahrwasser. Auch Fischer nutzen die Engstelle, die mit einer Barre von 1,2 Metern für uns nur ca. 3 Stunden vor und nach der Hochwasserzeit sicher zu befahren ist. Das Timing ist allerdings perfekt und wir haben um 14 Uhr Harlingen am Scheitelpunkt der Gezeit querab. Schnell setzen wir wieder Segel und gehen auf Kurs Richtung Vlieland. Mit einigen Kreuzschlägen gelingt es, die Blauwe Slenk und den Vliestrom komplett zu durchfahren. Im Vliesloot nehmen wir vor dem Hafen Vlieland die Segel herunter. Bei der Anmeldung über Kanal VHF 12 sagt der Hafenmeister, dass wir einen freien Platz am Steiger G nehmen können.
5. Tag Vlieland - Borkum (80,5 nm) – Um 4.30 Uhr fahren wir aus dem Seegat von Terschelling aus. Der Strom zieht uns heraus und wird ca. drei Stunden gegen uns sein. Danach läuft er dann aber acht Stunden mit und unterstützt uns bei der sehr langen Fahrt nach Borkum. Mit kleiner Genua (III) und erstem Reff im Groß kommen wir mit dem 5er Wind bestens voran. Auf der Gezeitenwelle laufen wir durchweg 7-8 Knoten. Das Wellenbild ist wechselnd. Wenn wir die Gatten querab haben, steilen sie sich auf und werden kurz und unangenehm. Wellen von bis zu 2,5 Metern bilden sich aus. Das Vorschiff wird häufig überspült und einige Male kommt auch Wasser über. In einer ½ stündigen kräftigen Regenschauer treten massive Schauerböen auf, die die See zusätzlich aufrauen. Im letzten Teil des Törns fahren wir durch das Hubertgat auf Borkum zu. Wir folgen den Mittelwassertonnen (5 Stück im Abstand von je 2,5 Seemeilen). Sie sind recht schwer auszumachen, denn im Fahrwasser stehen auch alte Warnsignalanlagen und Gefahrentonnen. Die knallig orange Farbe fällt dann mit Hilfe des Fernglases doch immer wieder gut auf. Die Ansteuerung mit dem Plotter erleichtert zusätzlich die Fahrt, weil mit Hilfe des Kursstriches der Weg von Tonne zu Tonne genau identifiziert werden kann. Vor der Einfahrt ins Fahrwasser Westerems durchqueren wir eine letzte Flachstelle ohne Betonnung. Wir navigieren hier nur mit Plotter und halten uns auf dem Kursstrich von 80 Grad. Da wir im letzten Drittel der Gezeit sind, ist die Tiefe der unbetonnten Flachstelle aber mit 6 Metern mehr als ausreichend. Der Hubertstrom setzt mit 2,7 Knoten kräftig nach Ost. Eine Fahrt gegen an wäre wahrscheinlich kaum möglich. Auch das Wellenbild zeigte sich moderat. Die Wellen brachen sich an den Flachstellen nördlich des Gats, in der Fahrrinne gab es keine Beeinträchtigung. Mit achterlichem Wind segeln wir noch ein wenig die Westerems herunter und nehmen dann vor der Fischerbalje die Segel weg. Bei der Anmeldung hören wir, dass mehr als ausreichend freie Plätze an den Pontons IV und V zur Verfügung stehen. Für die nächsten Tage gibt es eine Sturmwarnung und wir wissen, dass der Borkumer Burkanahafen für einige Zeit unser Domizil sein wird.
6. bis 9. Tag – Inselleben auf Borkum
Zur ausgiebigen Erkundung der Insel Borkum hatten wir in den kommenden vier Tagen Zeit. Als schwimmendes Ferienhaus war die Asgaard im Burkana Hafen stationiert und von dort aus brachten uns
Inselbahn und Inselbus zu allen gewünschten Plätzen. Der erste Tag war natürlich der Schiffsreinigung und dem Nachbunkern von Proviant gewidmet. Später zeigte sich, dass die Reinigung eigentlich für
die Katz war, denn ein enormer Rostflug von feinsten, sehr aggressiven Rostpartikeln sorgte in den windigen und regennassen Tagen dafür, dass der Bootskörper am Ende mit tausenden rostroten Sprenkeln
versehen war. Unser Inselleben verlief ansonsten ruhig und äußerst angenehm. Ein Saunatag in einer der Saunen mit der wohl schönsten Aussicht auf die brechenden Wogen der Nordsee, ein Fußballabend im
stilvollen Yachthafen-Restaurant mit herrlicher Fischplatte vor dem Sieg des deutschen Teams, Wandeln auf der Strandpromenade und in der Fußgängerzone und einige Schwarzbrot-Herings-Happen in der
lilafarbenen Strandbude. Unsere wichtigste tägliche Beschäftigung war natürlich das Abhören bzw. Nachschauen der Wetterprognosen. Diese ließ jedoch tagelang nichts Gutes von sich hören. Windstärken
immer über 6 Bft., meist 7 und in Böen auch 8-9. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes war eine 52er Yacht, die hinter uns festgemacht war, drei Stunden nach dem Auslaufen wieder hereingekommen. Sie
waren nicht gegen die hohen Wellen aus dem Gat herausgekommen. Die nautische Literatur beschreibt eindrucksvoll, dass das Westgat und das Riffgat vor Borkum nur bis Windstärke 5 einigermaßen
befahrbar ist. Mit unserem ständigen Nordwester oder Nordern kam auch noch die Konstellation Wind gegen Strom dazu, denn eine Ausfahrt aus dem Gat sollte immer mit der Gezeit erfolgen. Auch ein
anderes Vorkommnis zeigte uns, wie heftig Wind und Wellen auf der Nordsee tobten: Am zweiten Abend unseres Aufenthaltes war der Rettunskreuzer Alfried Krupp, der in Sichtweite von unserem Liegeplatz
stationiert war, ausgelaufen. Auf Kanal 16 hörten wir von einer Hilfeaktion für eine recht große Yacht, die wohl einen Schaden am Segel hatte. Die Rettunstruppe begleitete das motorende Schiff über
sieben Stunden lang in den Hafen von Borkum und man hörte aus dem Funkverkehr, dass es bis zu 6-7 Meter hohe Wellen gab. Verletzt wurde zum Glück niemand. Aus Anlaß der Aktion kauften wir in
Borkum-Centrum, das Kochbuch der Seenotretter, das zum Teil auf der Alfried Krupp geschrieben wurde. Wir warteten also auch den Sonntag ab und befreiten die Asgaard mit viel Muskelschmalz von ihren
Verschmutzungen.
10. Tag Borkum - Helgoland (81,6) – Mit der kenternden Tide fuhren wir aus dem Borkumer Westgat Richtung Helgoland. Schnell entschieden wir, dass der Weg durch das Riffgat, der ca. 5 nm kürzer ist, kein Problem darstellt. Da der Wind uns genau auf die Bugspitze bläst, legen wir die erste Strecke mit Motor zurück. Dann setzen wir Segel und fahren entlang des Windparks Borkum. Unterwegs gibt es wieder einiges zu tun. Ein Schäkel an der Umlenkrolle des Großfalls am Mast hatte sich verbogen und musste ausgetauscht werden. Dazu gab es einen Wechsel des Vorsegels, denn die kleine Genua III zog beim schwächer werdenden Wind nicht genug. Das Verkehrstrennungsgebiet ließen wir so lange an Backbord, bis es sich ausläuft und wir ca. 1 nm nach Tonne TG 9 / Weser 2 Richtung Helgoland anlufen konnten. Da zu diesem Zeitpunkt absehbar war, dass wir den Hafen nicht mehr bei Tageslicht erreichen würden, rüsteten wir noch einmal auf die kleine Genua um und zogen später auch wieder das erste Reff ein. Diese Maßnahmen waren genau richtig, denn der Wind frischte zum späten Abend noch einmal merklich auf und die Anfahrt von Helgoland im Dunkeln war für uns ja auch ganz neu. Die befeuerte Leitlinie wies uns bestens den Weg und eine unheimlich seufzende Heulböje der westlichen Gefahrentonne des Naturschutzgebiet tat ihr Übriges, um uns zu zeigen, dass unser Kurs der Richtige war. Im großen Becken des Vorhafens machten wir die Asgaard klar zum Anlegen. Inzwischen war es so dunkel, dass wir mit Schleichfahrt und unter Zuhilfenahme des Plotterbildes in den Bereich der Ostkaje fuhren. Dort gab es Boxen mit Schwimmstegen, von denen noch einige frei waren. Einige Segler deuteten auf die freie Box neben ihnen und halfen auch gleich beim Festmachen. Nach einem mit 15,5 Stunden sehr langen aber auch segeltechnisch herrlichen Törn fielen wir erschöpft in die Koje.
11. Tag – Helgoland - Cuxhaven (42,7 nm) – Den Vormittag nutzten wir zur Besichtigung der Hochseeinsel mit dem besonderen Flair. Der Klippenweg zur Langen Anna, die Oberstadt und die Unterstadt und die Einkaufsmeile schlenderten wir umherschauend lang. Als die ersten Touristenboote anlandeten, machten wir die Asgaard wieder startklar und fuhren um 14 Uhr los. Mit moderaten achterlichen Winden erreichten wir die Einfahrt zur Elbemündung (Tonne Elbe 1) ein wenig vor dem Kentern des Stroms. Dieser zog uns zwar in den folgenden Stunden kräftig in die Elbe hinein, aber dafür ließ der Wind beinahe komplett nach und wir entschieden, den Motor für das Wegestück nach Cuxhaven anzuwerfen. Besonders tricky ist die Einfahrt in den Hafen, denn mit ca. 4 Knoten setzt der Strom quer zur Einfahrt. So erhöhte Thomas noch einmal die Drehzahl und wir schossen mit fast 7 Knoten auf die Einfahrt zu. Ein kräftiger langer Ton aus unserer Hupe sorgte für die Wahrnehmung auf der anderen Seite. Wir steuerten eine Box mit Blick auf die Elbe an und machten dort am späten Abend fest. Der moderne Yachthafen gefiel uns ausnehmend gut. Die Versorgung ist glänzend und die Übernachtungspreise nicht überteuert.
12. Tag Cuxhaven – Da der Hafen direkt am Rande des idyllischen Lotsenviertels liegt, war dies auch das Ziel unserer vormittäglichen Sightseeing- und Einkaufsrunde. In der Abendrunde schauten wir dann beim Hamburger Leuchtturm, beim Hafenbecken „Alte Liebe“, am Fähranlieger und am Strand von Cuxhaven vorbei. Die Stunden dazwischen nutzen wir dazu, die gesäuberten Gelcoteflächen mit Wachspolitur zu versiegeln. Nun konnte man der Asgaard nicht mehr ansehen, dass sie dem Rostflug von Borkum ausgesetzt gewesen war. Für das letzte Stück über die Unterelbe nach Wedel strahlte sie wieder in gewohntem Glanz.
13. Tag Cuxhaven – Hamburg Wedel (46,0) – Die angekündigten drehenden Winde entpuppten sich als südwestliche Winde und waren damit gegen an. Wir hatten auf der Karte ca. 40 Semmeilen abgezirkelt und entschieden nach einem kurzen Versuch des Segelns, die Strecke unter Motor zurückzulegen. Der Strom zog uns in den ersten vier Stunden stark, flaute dann aber wieder ein wenig ab, als wir uns dem Zielhafen näherten. Im Hafen Wedel wartete der Yachtmechaniker bereits ungeduldig auf uns, denn er wollte noch vor dem anstehenden Fußballspiel der Deutschen Mannschaft um 18 Uhr den Mast legen. Just in time machten wir am Mastkran fest und ratz-fatz war in nicht mal zwei Stunden alles fertig für den Krantermin am nächsten Morgen. Einen wundervollen Sonnenuntergang und die abschließende Nacht des Törns genossen wir in einer bequemen Box des riesigen Hamburger Yachthafens. Jetzt warten wir auf Anfang September um mit dem von der Wrede Werft neu Instand gesetzten Unterwasserschiff zurück nach Dintelmond zu segeln.